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Schule

Mehr Belastungen verschlimmern die Lage

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) hat Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vorgestellt. Für Sachsen enthalten sie nicht viel Neues. Einige würden zu mehr Belastungen führen.

Uschi Kruse, Landesvorsitzende der GEW Sachsen: „Aus sächsischer Sicht wird mit den heute vorgelegten Empfehlungen nicht viel Neues zur Lösung der akuten und weiterhin zu erwartenden Personalprobleme im Schulbereich vorgetragen.“

„Es werden vor allem Maßnahmen vorgeschlagen, die in unserem Bundesland schon lange Praxis sind und Vorschläge unterbreitet, deren Umsetzung sich angesichts der aktuellen Belastungssituation schlichtweg verbieten.” (Uschi Kruse)

Die erst vor kurzem vorgelegte Studie zu Arbeitsbelastung und Arbeitszeit sächsischer Lehrkräfte zeigt nicht nur das erschreckende Ausmaß an Mehrarbeit und Belastung. Sie macht auch die Auswirkungen auf die Qualität schulischer Bildung deutlich. Wer diese Daten ignoriert und die Belastungen weiter steigert, verschlimmert und verlängert die Probleme am Ende.

„Es ist realitätsfern zu glauben, personelle Spielräume entstünden, wenn man etwa der großen Gruppe der älteren Lehrkräfte Teilzeit verweigert, Altersermäßigungen streicht und gleichzeitig die Unterrichtsverpflichtung erhöht. Wir leben zudem in einer Zeit, in der in allen Branchen Nachwuchs gesucht wird. Wer will, dass junge Menschen im Lehrerberuf verbleiben oder sich für ihn entscheiden, darf ihn nicht durch überbordende Aufgabenfülle unattraktiv machen.”, so Uschi Kruse weiter. 

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz spricht folgende Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel aus:

  1. Erschließung von Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften mittels
    • Anpassung des Ruhestandseintritts, der Reduktion der Unterrichtsverpflichtung
    • aus Altersgründen und der Teilzeitbeschäftigung an die aktuelle Situation;
    • Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung in Anlehnung an das Konzept der Vorgriffsstunden;
    • erleichterter Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen;
    • Abordnung von Lehrkräften an Dienststellen mit besonderem Bedarf;
    • Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben.
  2. Ausweitung des Potenzials an qualifizierten Lehrkräften
    • durch die Weiterqualifizierung von Gymnasiallehrkräften für andere Schulformen
    • und durch die Nachqualifizierung in Mangelfächern.
  3. Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch Studierende und andere, formal nicht (vollständig) qualifizierte Personen.
  4. Flexibilisierung des Einsatzes von Lehrkräften durch
    • Hybridunterricht;
    • Erhöhung der Selbstlernzeiten von Schüler:innen;
    • Anpassung der Klassenfrequenzen.
  5. Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung mittels
    • Achtsamkeitstrainings und eMental-Health-Angeboten
    • Coaching- und (Gruppen-)Supervisionsangeboten;
    • Kompetenztrainings zur Klassen- und Gesprächsführung;
    • niedrigschwelliger, gut zugänglicher Angebote;
    • Sensibilisierung und Unterstützung von Schulleitungen;
    • Bündelung von Angeboten an einem Ort und Optimierung des Informationsmanagements.

6.   Bestandsaufnahme, Bewertung und Weiterentwicklung von Modellen des Quer- und Seiteneinstiegs.

Der Lehrkräftemangel und seine Folgen für ganze Schülergenerationen sind dramatisch. Die GEW Sachsen fordert nunmehr seit drei Jahrzehnten ein Personalentwicklungskonzept, das den Herausforderungen gerecht wird. 

„Wir stimmen der SWK bei den Empfehlungen hinsichtlich einer umfassenden Aufgabenkritik, der Entlastung von Organisations- und Verwaltungsaufgaben und der Bereitstellung von verlässlich unterstützendem Personal zu. Dass mit dem vor kurzem beschlossenen sächsischen Doppelhaushalt erneut entschieden wurde, keine eigenen Stellen für Assistenzkräfte auszubringen, zeigt, dass man zumindest im sächsischen Finanzministerium die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.,” so Kruse abschließend.

 


Info: Die Ständige Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) hat am 27. Januar 2023 Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vorgestellt. Die GEW hat mit einem 15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel selbst Vorschläge an die Politik gemacht, was getan werden muss, um die Krise im Klassenzimmer noch zu verhindern. Die Studie „Arbeitszeit und Arbeitsbelastung sächsischer Lehrkräfte 2022” wurde von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen unter Leitung von Dr. Frank Mußmann durchgeführt und von der GEW Sachsen gefördert.

Kontakt
Matthes Blank
Pressesprecher / Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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