Schule
„Es ist bereits erwiesen, dass Lehrkräfte überlastet sind”
Zu den Ankündigungen des sächsischen Kultusministers Christian Piwarz gegenüber der dpa, mithilfe einer Studie zu ermitteln, „welche Spielräume vorhanden sind, um kurzfristig mehr Lehrer für den Unterricht zu bekommen”, kritisiert Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen:
„Es gibt bereits eine aktuelle Arbeitszeitstudie von Lehrkräften in Sachsen, die man ernst nehmen muss. Lehrerinnen und Lehrer arbeiten im Jahresmittel rund 50 Stunden pro Schulwoche. Flächendeckende Mehrarbeit und eine gesundheitsgefährdende Belastung sind der Normalzustand. Damit ist es bereits erwiesen, dass Lehrkräfte überlastet sind. Bisher hat das Kultusministerium jedoch kaum Schritte zur Entlastung eingeleitet. Hinzu kommt, dass die Anzahl von Schülerinnen und Schülern weiter steigt. Die Folge der Überlastung ist, dass viele ältere Lehrkräfte eher aus dem Beruf rausgehen. Gerade einmal zehn Prozent erreichen die Regelaltersgrenze. Lehrkräfte müssten gezielt gehalten und deutlich entlastet werden, damit sie sich auf ihre Kernarbeit konzentrieren können, ohne auszubrennen. Statt nun geeignete Maßnahmen anzugehen, werden mit der geplanten Studie des Kultusministeriums Lösungen für die aktuellen Probleme in die Zukunft verschoben. Wir brauchen jetzt deutliche Schritte gegen die Überlastung. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Erfassung der Arbeitszeit, die nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts unmittelbar für alle Arbeitgeber verpflichtend ist. Mit der Arbeitszeiterfassung wäre die individuelle zeitliche Belastung von Lehrkräften sofort regulierbar. Das Kultusministerium hat Gespräche mit uns, wie die Erfassung umgesetzt werden soll, jedoch bisher abgelehnt. Wir fordern das Kultusministerium erneut auf, mit uns Gespräche zu führen, die klare Maßnahmen zur Entlastung zum Ziel haben. Damit könnte der Freistaat mehr Lehrerinnen und Lehrer halten und neue für den Beruf gewinnen.”
Zur Studie:
Die Studie „Arbeitszeit und Arbeitsbelastung sächsischer Lehrkräfte 2022” wurde von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen unter Leitung von Dr. Frank Mußmann durchgeführt und von der GEW Sachsen gefördert. Untersucht wurden öffentliche Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien in Sachsen. Knapp 1.500 Lehrkräfte nahmen freiwillig an der Studie teil. Einige Ergebnisse sind: Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen arbeiten im Jahresmittel rund 50 Stunden pro Schulwoche. Der Unterricht selbst ist dabei nur ein Drittel der Arbeitszeit, weil in den letzten Jahren viele Verwaltungsaufgaben dazu gekommen sind. Deshalb sagten drei Viertel der Befragten, dass sie zu wenig Zeit für Vor- und Nachbereitung von Unterricht haben. 70 Prozent müssen diese für andere schulische Aufgaben auf das Nötigste reduzieren, wodurch die Qualität des Unterrichts leidet. Das Burnout-Risiko ist deshalb überdurchschnittlich hoch, das Privatleben wird stark eingeschränkt und viele Lehrkräfte denken deshalb über einen früheren Ruhestand nach. Hinzu kommen weiterhin steigende Zahlen von Schülerinnen und Schülern.
Die Studie ist hier zu finden: https://www.gew-sachsen.de/aktuelles/detailseite/erfassung-der-arbeitszeit-ist-der-naechste-schritt-zur-entlastung
Einige Ergebnisse hat News4Teachers zusammengefasst:https://www.news4teachers.de/2023/09/arbeitszeitstudie-lehrkraefte-arbeiten-deutlich-mehr-als-sie-eigentlich-muessen-die-meisten-jedenfalls/
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