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Schule

„Das Problem entstand nicht durch Zuwanderung, sondern durch jahrelang verfehlte Bildungspolitik.”

GEW Sachsen zu Äußerungen von Kultusminister Piwarz in der LVZ

Aussagen des sächsischen Kultusministers Piwarz in der Leipziger Volkszeitung (LVZ), wonach migrierte Kinder eine Ursache für das schlechte Abschneiden des Freistaates in der PISA-Studie seien, kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als Versuch, von hausgemachten Problemen abzulenken. Vielmehr werden die Ursachen verfehlter Bildungspolitik derzeit immer deutlicher.

Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen, kritisiert: „Kultusminister Piwarz hat zwar recht, dass unser Bildungssystem an der absoluten Belastungsgrenze ist. Doch das Problem entstand nicht plötzlich durch die Zuwanderung, sondern ist Ergebnis jahrelang verfehlter Bildungspolitik. Der Umgang mit Heterogenität ist das Hauptproblem, das zeigen die PISA-Ergebnisse. Denn nach wie vor hängt der Bildungserfolg junger Menschen deutlich stärker von der sozialen Herkunft ab, als von der eigenen Lern- und Leistungsfähigkeit. Deshalb fällt die Integration von Kindern aus anderen Ländern mit teils traumatischen Erfahrungen so schwer. Hauptgründe sind die Überlastung der Lehrkräfte und die fehlenden Unterstützungssysteme.“

 Eine von der GEW Sachsen beauftragte Arbeitszeitstudie zeigt, dass Lehrkräfte aufgrund der Überlastung Abstriche bei der Bildungsqualität machen müssen. Daher fordert die GEW ein Paket an Maßnahmen, das dem entgegensteuert. Der Vorschlag des Kultusministers zur Verdoppelung der Assistenzstellen an Schulen und Bemühungen in der frühkindlichen Bildung ist dabei ein richtiger Schritt.

 „Doch das allein wird nicht ausreichen. Wir benötigen an den Schulen auch IT-Fachkräfte beim Ausbau der Digitalisierung, mehr Zeit für Fortbildungen, einen Ausbau der Schulsozialarbeit, eine Weiterentwicklung der Schulassistenz zum Programm multiprofessioneller Teams sowie mehr Investitionen in Schulbau und in die digitale Infrastruktur. Für so ein Paket an Maßnahmen ist jedoch deutlich mehr Geld nötig. Hier darf das Finanzministerium nicht auf der Bremse stehen, sondern Wege suchen, damit wir für die kommenden Generationen alles Nötige tun, um einen Ausweg aus dem Bildungsnotstand zu finden.”

 Gleichzeitig warnt die GEW eindringlich davor, migrierte Schülerinnen und Schüler für die bestehenden Probleme verantwortlich zu machen:

„Das Problem entstand nicht durch Zuwanderung, sondern durch jahrelang verfehlte Bildungspolitik. Jetzt die knapp 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund für den Kollaps des sächsischen Bildungssystems in die Verantwortung zu nehmen, wie es in der jüngeren Zeit nicht nur vom Kultusministerium, sondern auch vom Ministerpräsidenten gemacht wird, ist eine unverantwortliche Augenwischerei und schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Naumann abschließend.

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Matthes Blank
Pressesprecher / Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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