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GEW Sachsen ist erstaunt: Kein Mangel an Erzieher*innen in Sachsen???

„Aus Sicht des sächsischen Kultusministeriums sind Verbesserungen bei der Erzieher-Ausbildung ohnehin gar nicht notwendig. Denn in Sachsen gebe es keinen Fachkräftemangel in Kitas", so Peggy Rachula. „Die Zahl der Absolventen an den Fachschulen decke den aktuellen Bedarf." vermeldete der MDR. Damit wies das SMK die Vorschläge von Bundesfamilienministerin Giffey nach einem Ausbildungsgeld für pädagogische Fachkräfte und Schulgeldfreiheit zurück.

Mit einer solchen Argumentation werden nicht nur die schon bestehenden Personalprobleme und die vorliegenden Daten ignoriert. Es wird auch versucht, im Bildungsbereich zum zweiten Mal einen falschen Weg zu gehen.

Die GEW Sachsen ist gern bereit, mit dem SMK über die Personalentwicklung in der Frühkindlichen Bildung in Sachsen zu diskutieren. Dabei würden uns folgende Fragen besonders interessieren:

  • Ist es nicht besorgniserregend, dass sich der Anteil der über 50 jährigen Erzieher*innen an Kitas laut jüngstem „Fachkräftebarometer frühkindliche Bildung“ auf 36 % erhöht hat?
  • Lag der Sächsische Jugendhilfeausschuss 2013 falsch, als er feststellte: „Insbesondere im Blick auf den Fachkräftemangel in den westlichen Bundesländern, verbunden mit den dort häufig attraktiveren Arbeitsbedingungen, sind Abwanderungen von jungen Fachkräften nicht auszuschließen. Fachkräftemangel wird dementsprechend vor allem in Folge regionaler Disparitäten zu konstatieren sein.“
  • Hatten die Autoren der Bertelsmann-Stiftung 2017 Unrecht, die (zur Umsetzung des von ihnen empfohlenen Personalschlüssels) für die Krippen 9.424 fehlende Fachkräfte und für die Kindergärten 7.948 fehlende Fachkräfte allein in Sachsen bilanzierten?
  • Warum läßt sich die Betriebsleiterin des Eigenbetriebes Kindertagesstätten in Dresden am
    3. Mai 2018 wie folgt zitieren: „Der Fachkräfte-Mangel geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Mit den neuen Assistenzkräften haben wir die Möglichkeit, unser pädagogisches Fachpersonal zu unterstützen und zu entlasten.“
  • Warum konnte man am 14.05.2018 in der Presse verfolgen, dass die Stadt Leipzig dem Fachkräftemangel an Kitas dadurch begegnen will, dass sie selbst Ausbildungsplätze schafft?

Das SMK muss im Interesse von Kindern und Eltern die Probleme ernst nehmen und sicherstellen dass sich alle kommunalen und freien Träger der Personalentwicklung tatsächlich langfristig widmen können. Darauf hat die GEW bereits vor einem Jahr hingewiesen. Die Vorschläge der Bundesministerin zur Erhöhung der Attraktivität der Erzieherausbildung sollten dazu nun endlich Anlass sein.