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Lehramtsstudium von heute und morgen - Reform des Lehramtsstudiums als Chance der Verbesserung der Studiensituation in Sachsen

Die GEW Sachsen fordert ein einheitlich strukturiertes und gleichermaßen hochwertiges Lehramtsstudium, unabhängig von der Schulform. Sie setzt sich dafür ein, dass inklusions- und förderpädagogische Inhalte als grundlegend für alle Lehramtsstudierenden gelehrt werden.

Die GEW Sachsen fordert eine bessere Kommunikationskultur zwischen dem Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, dem Staatsministerium für Kultus, den Studierendenwerken, den Hochschulen und dem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) sowie den Schulen, um die Ausbildungsbedingungen konstant voranzubringen.

Die Struktur des Studiums muss an den aktuellen Bedarfen angepasst werden. Der Gewerkschaftstag der GEW Sachsen empfiehlt in der Ausformulierung der Forderungen dem neuen Landesvorstand folgendes Vorgehen in verschiedenen Bereichen. Im Stufenlehramt wird lediglich zwischen Lehramt in der Primar- und Sekundarstufe unterschieden. Besonders sei die Studienstruktur zu nennen, die mit folgenden Maßnahmen reformiert werden könnte:

1. Einführung eines Stufenlehramtes strukturiert nach Sekundar- und Primarstufe

1.1 je einheitlich 10 Semester mit 300 Leistungspunkten (ECTS) gemeinsame Prüfungsrahmenordnungen in jeweiligen Bereichen

1.2 Eine verbesserte Möglichkeit, in Teilzeit einen Studiengang zu absolvieren, um das Studium familienfreundlicher zu gestalten.

1.3 Eine engere Kopplung von Studium und Referendariat als praktischen Teil der Lehramtsausbildung innerhalb der Schulstufen durch vertiefende Zusammenarbeit mit Lehrer*innenbildungsstätten und dem LaSuB.

2. Übergreifende inklusions- und förderpädagogische Lerninhalte

2.1. Die Inhalte sollen für alle Lehramtsstudierenden verpflichtend sein. Hierbei sollte nicht nur auf die Lehre in einzelnen Modulen, sondern auch förderpädagogische Inhalte in den fachdidaktischen- und bildungswissenschaftlichen Modulen gelehrt werden.

2.2 Der Inhalt muss der Schulstufe angemessen sein.

2.3 Die Arbeit in multiprofessionellen Teams bzw. die Anleitung dieser muss Bestandteil des Studiums werden, um die Verständigung über Fächergrenzen hinweg im Sinne eines wirklich schüler*innenzentrierten Arbeitens zu ermöglichen.

3. Flexibles Curriculum mit Wahlpflichtmöglichkeiten

3.1 Zur Zielfindung der bevorzugten Schulart je nach Berufswunsch Grundschule, Sek I, Sek II, Berufsschule oder besonderer inklusiver Schwerpunkt.

3.2 Bereichsübergreifendes Curriculum inhaltlicher Schwerpunkte

4. Praktische Begleitung der Studierenden

4.1 Stärkung der fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Inhalte im Lehramtsstudium durch bessere Aus-, Fort- und Weiterbildung und Arbeitsbedingungen der Dozierenden an den Hochschulen und Mentor*innen an den Schulen. Sowohl das Lehrpensum der in der Lehrer*innenbildung involvierten Dozierenden ist deutlich zu senken, sodass diese eigenständig der aktuellen fach- und erziehungswissenschaftlichen Forschung folgen können bzw. auch eigene Forschung betreiben können. Den Mentor*innen an den Schulen ist durch Freistellungen bzw. Entbindung von Verwaltungsaufgaben deutlich mehr Zeit einzuräumen, um die Studierenden bei Vor- und Nachbereitung ordentlich zu betreuen.

4.2 Die Praktika im Rahmen des Lehramtsstudiums sind besser durch die Hochschulen und Lehrer*innen an den Schulen zu begleiten, sodass die Verschränkung von fachwissenschaftlich, fachdidaktisch und praktisch unterrichteten Wissen und Fähigkeiten gewährleistet werden kann.

4.3 Im Bereich der vertiefenden, weiterführenden oder über die Grundlagen hinausgehenden fachwissenschaftlichen Inhalte des Lehramtsstudiums (beispielsweise im Bereich der höheren Mathematik) ist auf die freiwillige Belegung dieser Module zu setzen.

 

Beschluss GT/2023/23 - 2. Bildungspolitik

Begründung der Antragsteller (AG Junge GEW und
Referat Aus-, Fort- und Weiterbildung) zum entsprechenden Antrag – nicht Bestandteil des Beschlusses -:

Der aktuelle Aufbau des Lehramtstudiums in Sachsen beziehungsweise die oben aufgeführten Forderungen nähern sich im Allgemeinen einem modernen Verständnis von Schulentwicklung. Diese Forderungen beziehungsweise Empfehlungen bildungspolitischer Akteur*innen wie der Kultusminister*innenkonferenz orientieren sich an der Hochschulrektor*innenkonferenz und den UNESCO-Leitlinien. Darin wird Inklusion als Grundlage für die Lehramtsausbildung genannt und als Bestandteil einer modernen, zukunftsorientierten Schulentwicklung gesehen. Im Einzelnen gewinnen Studierende dadurch ein breiteres pädagogisches Verständnis und sind in ihrer Berufswahl flexibler, da sie prinzipiell nicht an Schulformen gebunden sind und auch für eine zukünftig neue Bildungs- und Schullandschaft ausgebildet sind. Durch eine Vertiefung der inklusiven Bildungsinhalte werden Studierende auf individuelle Situationen von Lernenden besser vorbereitet. Die bessere Vernetzung der Theorie und Praxis hilft, den Praxisschock weiter zu minimieren. Ein einheitliches Studium ermöglicht perspektivisch eine freiere Wahl der späteren Wahl des Berufsweges als Lehrkraft beziehungsweise zur Wahl eines Referendariats. Dies stellt zukünftig eine Attraktivität des Lehrerberufes dar, welche neue Studierenden und damit auch Lehramtsstudierende anzieht. Dadurch erhöhen sich zum einen die beruflichen Perspektiven für die einzelnen Absolvent*innen, da sie nicht mehr nur für eine spezielle Schulform ausgebildet werden.