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Internationale Hochschulen, weltoffenes Sachsen!

Die GEW Sachsen setzt sich dafür ein, dass der Freistaat Sachsen als attraktiver Standort für internationale Studierende und Forschende ausgebaut wird. Dafür braucht es Strukturen, die Studierenden und Forschenden eine Bleibeperspektive in Sachsen eröffnen. Dazu gehört zwingend, dass die Beschäftigungsstruktur an den Studienkollegs und Sprachenzentren der Hochschulen reformiert und Tarifbeschäftigung die Regel wird, um eine gute Sprachausbildung sowie eine adäquate Reaktion auf Bedarfsspitzen in Krisensituationen zu ermöglichen.

Wir fordern die Staatsregierung, alle demokratischen Parteien und die Hochschulen dazu auf,

  • notwendige Personalressourcen bereitzustellen, um langfristige Beschäftigungsperspektiven für Sprachlehrkräfte an den Studienkollegs und Sprachenzentren zu schaffen;

  • fremdsprachliche Bildung als Pflichtmodule in den Curricula der Studiengänge zu verankern;

  • ausreichende Angebote an kostenfreien Sprachkursen und die Vermittlung von Praktika und Abschlussarbeiten in Unternehmen, Behörden und der Zivilgesellschaft zu gewährleisten;

  • für alle internationalen Studierenden in Sachsen ein gebührenfreies Studium zu ermöglichen

  • und nicht zuletzt den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum und eine umfassende Betreuung in allen Bereichen des akademischen und sozialen Lebens zu berücksichtigen.

 

Beschluss GT/2023/19 - 3. Bildungspolitik

Begründung des Antragstellers (Referat Hochschule und Forschung) zum entsprechenden Antrag – nicht Bestandteil des Beschlusses -:

Die sächsischen Hochschulen müssen zur treibenden Kraft für gesellschaftlichen Wandel und Zusammenhalt werden und zu einer nachhaltigen, friedlichen und demokratischen Welt beitragen. Internationale Studierende und Forschende tragen dabei maßgeblich zum inter- und transkulturellen Austausch in Sachsen bei, sie bringen frisches Wissen, neue Perspektiven und innovative Ideen ein, die zu einer Bereicherung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Sachsen beitragen. Die GEW Sachsen erkennt dabei auch die Bedeutung der Hochschulen für die Gewinnung internationaler Fachkräfte an, die für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens von großer Bedeutung sind. Durch eine Förderung der Internationalisierung können die Hochschulen eine zunehmend attraktive Anlaufstelle für zukünftige Fachkräfte werden. Dies erfordert aber eine kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen  für internationale Studierende und Forschende, um ein gutes Ankommen und dauerhaftes Wohlbefinden zu gewährleisten.
In der Sprachausbildung für Studieninteressierte und Studierende wurden seit den 90er Jahren Personalstellen gekürzt. Dies ging einher mit der Herausnahme der Fremdsprachenausbildung aus dem Pflichtkatalog der zu erbringenden Module. Als Folge sind die Studienkollegs und Sprachenzentren an den Hochschulen verstärkt auf die Arbeit von Honorarlehrkräften angewiesen, um den steigenden Bedarf an Sprachkursen zu decken. Diese Praxis hat nicht nur zu prekären Arbeits- und Lebenssituationen für viele Honorarlehrkräfte geführt – die dauerhaft ohne Anspruch auf Sozialleistungen und ohne langfristige Beschäftigungsperspektive unterrichten – sondern untergräbt auch die Qualität in der Sprachausbildung, da keine langfristigen Beziehungen zu Studierenden aufgebaut werden können, was sich negativ auf die Motivation und den Lernerfolg der Studierenden auswirkt.
Auch in Krisensituationen erweist sich die aktuelle Beschäftigungsstruktur als unzureichend. Insbesondere in den Jahren 2015 und 2022, als es aufgrund der Fluchtbewegungen infolge der Kriege in Syrien und der Ukraine zu einem erhöhten Bedarf an Sprachausbildung kam, wurden die Ressourcen der Hochschulen stark beansprucht. Die Hochschulen waren in diesen Situationen kaum in der Lage, die erforderlichen Sprachkurse in ausreichender Anzahl und Qualität anzubieten, was zu Engpässen bei Sprachausbildung und Studienbeginn sowie Frustration bei Studierenden und Lehrenden führte.
Angesichts der zunehmenden Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, des weiter steigenden Bedarfs an internationalen Fachkräften in Sachsen sowie der globalen Herausforderungen wie Fluchtbewegungen und der Notwendigkeit, auf diese angemessen zu reagieren, ist es erforderlich, dass die sächsischen Hochschulen sowohl die Curricula hinsichtlich einer umfassenden Sprachenpolitik als auch die damit verbundene Beschäftigungsstruktur überdenken und anpassen.