Lehrerausbildung
Keine #LehreOhneZukunft - Demo vor dem Landtag
Mit dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ haben Bund und Länder die Voraussetzungen geschaffen, um ab 2021 mehr unbefristete Stellen im akademischen Mittelbau zu ermöglichen und die Qualität von Studium und Lehre langfristig zu sichern.
Die sächsischen Regierungsparteien haben dies genutzt, um sich im Koalitionsvertrag auf sachsenweit 800 neue Dauerstellen und davon über 300 Stellen in der Lehramtsausbildung zu verständigen. Das Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus hat allen Hochschulen die finanziellen Mittel zugesichert, um auslaufende Stellen bis Mitte nächsten Jahres zu verlängern und so die wegen der Corona-Krise entstandene Finanzierungslücke bis zur Verabschiedung des kommenden Doppelhaushaltes zu überbrücken. Als einzige Hochschule in Sachsen hat sich die Universität Leipzig entschieden, die Überbrückungsfinanzierung nicht wahrzunehmen. Stattdessen sollen alle Stellen in der Lehramtsausbildung unverzüglich ausgeschrieben und dabei hauptsächlich als Hochdeputatsstellen mit 20 Semesterwochenstunden Lehrverpflichtung besetzt werden. Im Vergleich dazu haben unbefristete Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen eine Lehrverpflichtung von 8 Semesterwochenstunden.
Die Pläne des Rektorats sind ein Abgesang auf die wissenschaftliche Fundierung der Lehramtsausbildung und gefährden akut die Qualität von Studium und Lehre an der Universität Leipzig als auch langfristig den Forschungsstandort Sachsen. Deswegen protestieren Fachvertreter*innen und Studierende unter dem Motto: Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!
Robert Besser, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Lehrstuhl für Pädagogik im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung an der Universität Leipzig:
„Als Lehrender an der Universität Leipzig ist es mir wichtig, meinen Studierenden das notwendige Fachwissen mitzugeben, damit sie in ihrer späteren Berufspraxis als Lehrerin oder Lehrer pädagogische Entscheidungen gut begründet und gemäß der individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler treffen können. Dafür ist es unerlässlich, dass ich in meinem Forschungsbereich up-to-date bleibe, aber auch, dass ich selber forsche. Durch die Entscheidung der Universität Leipzig wird mir diese Möglichkeit genommen.“
Felix Fink, Referent für Lehramt des Student_innenRates der Universität Leipzig:
„Ich habe mich für den Beruf als Lehrer entschieden, weil ich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und sie in ihrer Entwicklung sowohl fachlich als auch menschlich begleiten möchte. Es macht mich wütend, dass die Universität Leipzig nun ganz bewusst die Qualität der Lehre zu Gunsten der Forschung aufgibt. Was jetzt zementiert wird, ist ein Abfertigungsbetrieb, der den Namen ‚Studium‘ eigentlich nicht mehr verdient hat. Dagegen wehren wir Studierende uns – und das gemeinsam mit unseren Dozent*innen und vielen Professor*innen!“
Uschi Kruse, Vorsitzende der GEW Sachsen:
„Ich sage so etwas ja eher selten, aber: Die Politik hat ihre Hausaufgaben gemacht, das Ministerium hat seine Hausaufgaben gemacht. Warum das Rektorat der Universität Leipzig jetzt einen solchen Schnellschuss wagen muss, ist mir hingegen unerklärlich! Statt ohne Not Personalstrukturen mit Hochdeputatsstellen auf lange Frist zu zementieren, sollten sie doch lieber das geschenkte Jahr nehmen und gemeinsam mit den Hochschulgremien eine für alle Seiten tragfähige Lösung finden.“
Franziska Naether, Sprecherin der Mittelbauinitiative an der Universität Leipzig:
„Im akademischen Mittelbau sind etwa 90% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befristet angestellt. Wenn es jetzt doch noch zu einer Übergangslösung und einem weiteren Jahr Befristung käme, dann wäre das ohne Frage eine bittere Pille für die Betroffenen. Für langfristig gute Arbeitsbedingungen und im Sinne guter Lehre und guter Forschung aber sicherlich die richtige Entscheidung.“
Mathias Kuhnt, Sprecher der Landesvertretung akademischer Mittelbau Sachsen - LAMS:
„Als Landesvertretung des akademischen Mittelbaus in Sachsen sehen wir die Gefahr, dass der Leipziger Weg sachsenweit Schule machen könnte. Und das nicht nur in der Lehramtsausbildung, sondern in allen Fachbereichen und Fakultäten. Die Folge wäre eine neue Zwei-Klassen-Struktur: Die einen, die forschen dürfen und die anderen, die ausschließlich lehren müssen. Schaden würde dies aber beiden, der Lehre und der Forschung.“
Zur Demonstration heute rufen u.a. auf:
- Landesvertretung akademischer Mittelbau Sachsen - LAMS
- Mittelbauinitiative an der Universität Leipzig – MULE
- Mittelbauinitiative an der Technischen Universität Dresden
- Fachschaftsrat Lehramt an der Technischen Universität Chemnitz
- Fachschaftsrat Allgemeinbildende Schulen an der TU Dresden
- Fachschaftsrat Erziehungswissenschaften an der Universität Leipzig
- Konferenz Sächsischer Studierendenschaft
- Kritisches Lehramt Leipzig
- Kritisches Lehramt Dresden
- Student_innenRat Universität Leipzig
- GEW Studis Sachsen
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen