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Lehrkräfte-Befragung

Kleinere Lerngruppen und Entlastungen dringend nötig

Zum 2. Mal in diesem Jahr hat die GEW Sachsen Lehrkräfte zur Corona-Situation an den sächsischen Schulen und zu den aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen befragt. Eines der deutlichsten Ergebnisse ist die Zustimmung für kleinere Lerngruppen: 86% geben an, dass es der richtige Weg sei, zu kleineren Gruppen überzugehen. Mehr als zwei Drittel sprechen sich für gestaffelten Unterricht aus.

Dazu Uschi Kruse, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen: „Das ist ein starkes Plädoyer der Pädagoginnen und Pädagogen für die Teilung der Klassen. Die Botschaft lautet: Es ist aus pädagogischer Sicht möglich und der richtige Weg für die dringend notwendige Verstärkung des Infektionsschutzes an Schulen. Dabei sollte den Einrichtungen vor Ort überlassen werden, wie sie einen gestaffelten Unterricht organisieren. Fakt ist: Die Schulen benötigen dafür Unterstützung.” 

Drei Viertel der Befragten geben an, dass sich die technischen Möglichkeiten seit dem Frühjahr nicht wesentlich verbessert haben. Neben der technischen Ausstattung wünschen sich Lehrkräfte für digitalen Unterricht verstärkt Weiterbildungen und gegenseitigen Austausch. Zugleich arbeiten Lehrerinnen und Lehrer bereits an der Leistungsgrenze. Die Befragten fordern daher Entlastungen insbesondere für den digitalen Unterricht, für die Klassen- sowie für die Schulleitung und zusätzliches Assistenzpersonal für Aufsicht und Vertretungen.

Zwölf Prozent der Befragten gibt an, zur Risikogruppe mit ärztlichem Attest zu gehören. Mehr als drei Viertel von ihnen unterrichten dennoch freiwillig an der Schule. Uschi Kruse: „Durch die viel zu kurze Personaldecke kann man vor Ort nicht auf diese Lehrkräfte verzichten. Als Hauptgründe für das freiwillige Unterrichten wird angegeben, dass der Unterricht sonst ausfiele und man schlechtes Gewissen hätte. Zugleich gehen die Kolleginnen und Kollegen ein hohes Risiko für sich und gegebenenfalls für in ihrer Familie lebende Personen aus Risikogruppen ein.”

Im Rückblick zeigen sich die geleisteten Anstrengungen an den Schulen. Drei Viertel der Befragten geben an, dass der Schulbetrieb seit den Sommerferien gut lief. Dass sich über die Hälfte der Befragten nun aber von ihrem Arbeitgeber nicht gut geschützt fühlt, ist ein alarmierendes Zeichen, dass auch der Untätigkeit der politisch Verantwortlichen in den Regionen bei dramatisch angestiegenen Infektionszahlen geschuldet ist.  

Uschi Kruse abschließend: „Wir sind froh, dass die Kollegien vor Ort zusammen halten und alles tun, damit guter Unterricht in dieser schweren Situation gewährleistet werden kann. Alle erwarten jedoch nun ein kräftiges Umsteuern für einen stärkeren Infektionsschutz. Unsere Befragung zeigt deutlich, dass kleinere Lerngruppen möglich und die Lehrkräfte dafür bereit sind. Das Aufrechterhalten des quasi Regelbetriebs kann so nicht weiter gehen. Wir dürfen uns aber auch nichts vormachen: Bei gestaffeltem Unterricht in kleineren Gruppen oder in festen Klassen in Grundschulen kann die Erfüllung des Lehrplans nicht durchgängig gewährleistet werden. Bereits jetzt sind allerdings vielerorts Abstriche erforderlich, weil die Infektionen und Quarantänemaßnahmen steigen. Damit erhöht sich die  Bildungsungerechtigkeit stärker, als wenn Schülerinnen und Schüler verlässlich im Wechsel von zuhause und in der Schule unterrichtet werden können.”

An der Befragung der GEW Sachsen vom 12. bis 22. November nahmen 1.011 sächsische Lehrkräfte aller Schularten teil. Die vollständige Auswertung wird in der kommenden Woche veröffentlicht.

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