Schule
GEW Sachsen widerspricht Landesrechnungshof und fordert bessere Vergütung von Mehrarbeitsunterricht
Die GEW Sachsen verwehrt sich gegen die Darstellung im Jahresbericht des Landesrechnungshofs Sachsen zur Vergütung von Mehrarbeitsunterricht an Schulen. Ebenso widerspricht sie den Aussagen von Direktorin Isolde Haag, die Missbrauch implizieren.
Claudia Maaß, Lehrerin und stellvertretende Vorsitzende der GEW Sachsen:
„In Zeiten des von der Politik verursachten Lehrkräftemangels sollten alle Beteiligten dankbar für jede zusätzliche Unterrichtsstunde sein. Nur mit der Bereitschaft von Lehrkräften zur Mehrarbeit kann verhindert werden, dass Schülerinnen und Schüler noch mehr Unterrichtsausfall erleben müssen. Dabei hat der Landesrechnungshof nicht verstanden, dass der Großteil der Überstunden von Lehrkräften ohnehin nicht bezahlt wird, da sie außerhalb des Unterrichts stattfindet. Nur zusätzlich gehaltene Unterrichtsstunden gelten als Mehrarbeit und werden bezahlt. Anstatt Verdächtigungen in die Welt zu setzen, täte der Landesrechnungshof gut daran, die täglichen unbezahlten Überstunden von Lehrkräften zusammenzuzählen. Diese entstehen etwa durch Verwaltungs- und Korrekturarbeiten, durch Unterrichtsvor- und Nachbereitung, Klassenleitung, Elternarbeit oder diagnostische Tätigkeiten und werden weder finanziell noch zeitlich ausgeglichen. Es würde sich tatsächlich lohnen, einmal auszurechnen, wie viel Geld und zusätzliches Personal der Freistaat jedes Schuljahr einspart.”
Der Zwischenbericht der Arbeitszeitstudie des SMK mit den Daten bis Dezember 2024 ergab bereits im statistischen Mittel für alle Lehrkräfte Überstunden. Eingedenk der Tatsache, dass für die meisten Lehrkräfte die stärkere Belastung im Schuljahr erst im Januar startet, geht die GEW Sachsen davon aus, dass diese Überstunden auf das ganze Jahr hochgerechnet, eine Gesamtsumme von 1,5 Millionen Überstunden aller Lehrkräfte ergeben würden, die dem Freistaat von dieser Berufsgruppe geschenkt werden! *
Auch die Kritik des Sächsischen Rechnungshofs an der Mehrarbeitsvergütung für Teilzeit-Lehrkräfte greift zu kurz und setzt ein falsches Signal. Nicht die Bezahlung der „Auffüllstunden“ von Teilzeitkräften ist überhöht, sondern die Vergütung von Mehrarbeit bei vollzeitbeschäftigten Lehrkräften fällt deutlich zu niedrig aus. Seit 2014 (!) liegt der Vergütungssatz für eine Mehrarbeitsstunde bei Vollzeit-Lehrkräften in Sachsen bei 30,27 Euro, ohne dass eine Anpassung an die Inflation, die gestiegenen Lebenshaltungskosten oder die gewachsene Arbeitsbelastung erfolgt ist. Bei Teilzeit-Lehrkräften findet damit keinesfalls eine „Überbezahlung” statt, wie es der Rechnungshof behauptet. Vielmehr werden Lehrkräfte in Vollzeit durch eine deutlich geringere Vergütung des Mehrarbeitsunterrichts deutlich benachteiligt. Dieses System ist vollkommen kontraproduktiv in Zeiten des Mangels.
„Eine faire Debatte müsste deshalb die Frage stellen: Warum wird die Arbeitsleistung von Lehrkräften in Vollzeit so gering vergütet – insbesondere dann, wenn sie einspringen, um das System aufrechtzuerhalten?”, so Maaß weiter.
* In 22 Wochen ergaben sich im Zwischenbericht im statistischen Mittel rund 22 Überstunden pro Lehrkraft, also auf ein ganzes Jahr etwa 50 Stunden x 30.000 Lehrkräfte (d.h., ein Überschlag der im Zwischenbericht erfassten 22 Schulwochen). Nicht einmal 100.000 Stunden davon sind bezahlte MAU-Stunden.
04229 Leipzig