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Schule

GEW Sachsen kritisiert gestrafftes Integrationsverfahren für DaZ-Schüler*innen und fordert bessere Bedingungen für sprachliche Bildung

Die Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen zeigt sich besorgt über die Anweisungen im Schulleiterschreiben vom 16. Januar 2025. Die darin vorgesehene verpflichtende Vollintegration von Schüler*innen mit Migrationshintergrund nach maximal zwei Jahren in Vorbereitungsklassen ohne Rücksicht auf ihre tatsächlichen Sprachkenntnisse wird von den betroffenen Lehrkräften entschieden abgelehnt. In einem Offenen Brief an den Vizepräsidenten des Landesamts für Schule und Bildung (LASuB) fordert die GEW die Rücknahme der Anweisungen.

Claudia Maaß, stellvertretende Vorsitzende der GEW Sachsen: „Diese Maßnahme ist überhastet, wissenschaftlich nicht fundiert und gefährdet den Bildungserfolg zahlreicher Kinder und Jugendlicher. Die Entscheidung über eine Integration in Regelklassen muss auf der Expertise der DaZ- und Betreuungslehrkräfte basieren und darf nicht durch administrative Vorgaben erzwungen werden.“

 

Die GEW Sachsen unterstützt das Ziel, Schüler*innen nicht dauerhaft in Vorbereitungsklassen zu belassen, doch eine überstürzte Integration ohne ausreichende Sprachkenntnisse führt zu erheblichen Problemen im Regelunterricht. Auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) betont in ihren jüngsten Empfehlungen die Notwendigkeit qualifizierter Lehrkräfte und klarer Rahmenvorgaben für die sprachliche Bildung von neu zugewanderten Kindern. Die neuen Vorgaben widersprechen diesen Empfehlungen grundlegend.

 

Besonders in Schulen mit hohen Anteilen von Schülerinnen in Vorbereitungsklassen wird die Situation durch die neuen Maßnahmen zusätzlich verschärft. Lehrkräfte sind bereits mit inklusiv beschulten Schülerinnen stark belastet, und die unzureichende personelle Ausstattung im Bereich DaZ gefährdet eine erfolgreiche Integration.

 

„Der Schutzraum DaZ ist für viele Kinder essentiell, nicht nur für den Spracherwerb, sondern auch für die soziale und psychische Stabilisierung. Eine überstürzte Vollintegration ignoriert diese Aspekte und produziert langfristig Bildungsverlierer*innen“, so Maaß weiter.

 

Die GEW Sachsen fordert daher in ihrem Offenen Brief an das Landesamt für Schule und Bildung:

  • Rücknahme der Anweisungen im Schulleiterschreiben und gemeinsame Verständigung über Ziele und Lösungsansätze mit Fachleuten, Fachberater*innen, Lehrkräften und Personalräten
  • Einstellung von DaZ-Lehrkräften und Erhöhung des Unterstützungspersonals
  • Anerkennungsverfahren ausländischer Lehramtsabschlüsse erleichtern und beschleunigen
  • Berufsbegleitende Ausbildung im Fach DaZ
  • Erweiterungsstudium DaZ attraktiver gestalten
  • Sprachliche Bildung als Leit-/Querthema in allen Lehramtsstudiengängen
  • Einhaltung des DaZ-Lehrplans: Vermeidung von DaZ-Ausfallstunden um Vertretungsunterricht abzusichern
  • Bildungsungerechtigkeit entgegenwirken
  • Festschreibung der maximalen Anzahl von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen mit einer gleichmäßigen Verteilung der DaZ-Schüler auf alle Schulen und keine Konzentration auf wenige Brennpunkte.
  • Kleinere Lerngruppen, mehr Förderstunden, bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige Daz-Förderung und eine bessere Verzahnung von Sprachförderung und Fachunterricht 
Kontakt
Matthes Blank
Pressesprecher / Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Adresse Nonnenstr. 58
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Mobil:  0173 3927918