Zum Inhalt springen

Lehrer-Hauptpersonalrat

Zahlen, Zahlen und kein Ende

Der 27. Januar 2022 wird mir in Erinnerung bleiben. Besonders, weil Sabine Mehnert zu ihrer letzten Sitzung vor dem Beginn der Rentenzeit anwesend war. Wir haben seit 1993 in verschiedenen Personalräten gemeinsam gearbeitet. Beim Thema Lehrergesundheit waren wir inhaltlich sehr verbunden. Gemeinsam bemühten wir uns seit 2009 im Arbeitsschutzausschuss um substanzielle Verbesserungen.

Sabine hat neun Gesundheitstage federführend mit vorbereitet. Vielen Dank für deine unermüdliche Arbeit. Gestern kam ein Foto. Sabine ist im Winterurlaub.

Erinnerlich wird mir der Tag auch bleiben, weil das vom Dezember verschobene Dienststellenleitergespräch nun mit dem neuen Amtschef, Herrn Kühner stattfand. Der Amtschef ist nach dem Minister der erste Mann im SMK.

Inhaltlich war der Termin sehr vollgepackt und leider hatte der Amtschef wenig Zeit für den LHPR. Das ist mehr als schade. So konnten wir nur wenige Positionen austauschen und haben die meiste Zeit mit dem Abteilungsleiter für das Lehrpersonal gesprochen. Das wird sich hoffentlich ändern.

Die Mitglieder des LHPR hatten für das Dienstellenleitergespräch schon im Herbst viele Fragen vorbereitet. Eigentlich müsste das SMK zunächst über beabsichtigte Maßnahmen informieren. Das hat nie richtig geklappt und nicht nur einmal haben wir die Neuigkeiten aus der Zeitung erfahren, obwohl der Stuhl noch warm war, auf dem der Dienstellenleiter saß.

Kurzfristig wurden uns in der Sitzung die Zahlen für den Haushalt 2023/24 präsentiert. Vorbereitung darauf war praktisch nicht möglich und so musste (mal wieder) mit dem Zeigefinger gedroht werden. Rechtzeitige Information sieht einfach anders aus und ist gesetzliche Verpflichtung.

Aus dem Zahlenwerk wurde deutlich, dass die Schülerzahlen stärker ansteigen, als in der Lehrerbedarfsprognose 2019 vorhergesehen. Prognostiziert werden vom Statistischen Landesamt 13.800 zusätzliche Schüler für das Schuljahr 2024/25 gegenüber dem Schuljahr 2022/23. Folglich wächst der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern nicht unerheblich. Das drückt sich in einem Haushaltsplan durch mehr Stellen aus. Wenn die gegenwärtigen Bedingungen nicht verschlechtert werden sollen, ist die Zahl relativ leicht zu ermitteln. Für das nächste Schuljahr wächst der Bedarf um 700 Stellen, für das übernächste Schuljahr um 1.400 und für das Schuljahr 2024/25 um 2.000 Stellen. Diese zusätzlichen Stellen beantragt das SMK nun beim SMF, damit sie in den Haushaltsplanentwurf Aufnahme finden. Von der Beantragung bis zu einem Haushaltsplan ist es ein weiter Weg. Letztlich entscheidet der Landtag wohl am Ende dieses Jahres.

Mit diesen zusätzlichen Aufgaben lassen sich wesentliche Aufgaben in den Schulen nicht umsetzen. Der sogenante Ergänzungsbereich, mit dem eigentlich Unterstützungen für Schülerinnen und Schüler angedacht waren, der inzwischen hauptsächlich zur Unterrichtsvertretung genutzt wird, ist seit Jahren wegen Lehrermangel gekürzt.

Auch für das nächste Schuljahr wird an den Schulen wieder nur mit 50 % (Förderschulen 25 %) Ergänzungsbereich geplant. Die Verwaltungsvorschrift Bedarf und Schuljahresablauf, in der der Ergänzungsbereich ausgewiesen wird, ist Makulatur. Um den Ergänzungsbereich vollständig anbieten zu können, bedürfte es weiterer 550 Lehrerstellen. Der Koalitionsvertrag beinhaltet die Ausreichung des vollständigen Ergänzungsbereichs bis 2024.

Mit der für den Haushalt beantragten Lehrerzahl ist das utopisch. Gleiches trifft auf weitere Zielsetzungen der Regierungsparteien zu: Klassenleiterstunde, Absenkung Regelstundenmaß, Absenkung der Schülerzahl an Oberschulen (Eingangsklassen) und Reduzierung des selbständigen Unterrichts der Referendare. Das alles würde weitere 1.465 Stellen erfordern.

Offensichtlich beantragt das SMK dieses Stellenvolumen gar nicht erst, weil nicht genügend Menschen für den Lehrerberuf zur Verfügung stehen. Wenn nun aber auf die Maßnahmen, die zur Erhöhung der Attraktivität des Lehrerberufs gedacht sind, verzichtet wird, wird sich die Schlange der Berufseinsteiger vor den Toren der Schulen nicht vergrößern.

Einfache Lösungen gibt es nicht. Denn die Bereitstellung von ausreichend vielen Lehrerstellen vergrößert die Bewerberzahl auch nicht. Es bedarf vieler kleiner Schritte, um zum Ziel zu kommen. Das SMK berät sich zwar offenbar immer wieder gern mit Schulleiterinnen und Schulleitern. Aber dass dabei die Sorgen und Nöte der Beschäftigten ausreichend zur Sprache kommen, ist wenig wahrscheinlich. Warum gelingt es uns nicht, unseren eigenen Berufsnachwuchs zu gewinnen? Es hat ganz viel auch mit der Arbeitszufriedenheit in den Schulen zu tun. Lehrerinnen und Lehrer stehen oft mit Problemen alleine da.

Das betrifft beispielsweise die Integration von Schülern mit sonderpädagogischen Förderbedarf bei unzureichenden Rahmenbedingungen, den Umgang mit problematischen Elternhäusern oder die Rückkehr ins Berufsleben nach langer Erkrankung.

Die Diskussion um die Gewinnung des Lehrernachwuchses führt neben der GEW auch der LHPR seit Jahren. Viele gute Vorschläge der Beschäftigtenvertreter werden vom SMK nicht aufgenommen. Immer gibt es tausend Gründe, die einer Umsetzung vermeintlich entgegenstehen.

Die bereits unzureichende Lehrerversorgung der letzten Jahre hat sich in diesem Schuljahr noch einmal verschlechtert. In keiner Schulart ist der Unterricht vollständig abgesichert.

Dazu kommen Kürzungen bei der Inklusion, im DaZ-3 Unterricht, Religion und Ethik usw. Insgesamt fehlen 1.600 Beschäftigte für diese Aufgaben.

Das Gebot des Tages heißt: Setz dich hin, Herr Piwarz – gemeinsam mit den Beschäftigten und nimm die Vorschläge ernst!

Ingolf Matz
Mitglied im LHPR

Kontakt
Ingolf Matz
Vorstand LHPR, Fachgruppe Oberschulen
Adresse (Diplomlehrer)
Mobil:  0172 7990113