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Corona-Pandemie und Studium

Wintersemester in Präsenz: Und jetzt ist alles wieder normal?

Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften vertritt die Interessen aller Studierenden der staatlichen Hochschulen in Sachsen – insbesondere gegenüber den politischen Entscheidungsträger*innen.

Sabine Giese und Paul Senf

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gewann diese Interessenvertretung immer mehr an Bedeutung. So schafften wir es beispielsweise, die Regelstudienzeitverlängerung in den letzten drei Semester für alle Studierenden in Sachsen zu erwirken und gaben unser Bestes, um an der Ausgestaltung der Distanzformate auf politischer und hochschulübergreifender Ebene mitzuwirken. Doch Corona hat es uns noch nie leicht gemacht und die zu treffenden Entscheidungen waren auf allen Ebenen immer wieder sehr he­rausfordernd. Leider werden auch die Präsenzregelungen im kommenden Wintersemester nicht ohne ein „Aber“ umgesetzt werden können. Die begründete Hoffnung, endlich wieder vermehrt an den Campus zurückzukehren, werden wohl weiterhin von Einschränkungen überschattet werden müssen, denn noch immer haben wir die Pandemie nicht überwunden. Wir stehen vor wieder neuen Problemen, die gelöst werden müssen, um den Wunsch vieler Studierender nach mehr Präsenz erfüllen zu können.

Angesichts der stärkeren Nähe zur Wissenschaft war an den Hochschulen ein größerer Anteil geimpfter Mitglieder zu erwarten als in der Gesamtgesellschaft. Diese Hoffnung scheint sich glücklicherweise zu bestätigen. Doch auch die bereits sehr zufriedenstellenden Ergebnisse in den bisherigen Umfragen zur Impfquote an den Hochschulen reichen leider noch nicht, um alle Maßnahmen fallen zu lassen und zum Normalbetrieb überzugehen. Auch geschützte Personen können das Virus übertragen und unter den Studierenden oder ihren Bekannten gibt es Personen, die sich nicht impfen lassen können. Damit wird der Besuch der Hörsäle weiterhin ein hohes Risiko für die Betroffenen bleiben.
Dennoch ist mit den gegebenen Voraussetzungen natürlich deutlich mehr möglich als die letzten Semester. Diese Chance muss auch dringend genutzt werden, denn ein viertes digitales Semester wäre für viele Studierende sowohl psychisch-persönlich als auch für ihren Studienverlauf eine zu große Belastung.

Doch welche Maßnahmen braucht es in diesem Spannungsfeld, um möglichst viel Präsenz zu ermöglichen, aber weiterhin verantwortlich zu handeln und auch größtmöglichen Infektionsschutz sicher zu stellen?

Aus Sicht der Landesstudierendenvertretung braucht es nun landesweit abgestimmte Maßnahmen, die konsistent und nachvollziehbar für uns Studierende bleiben, ebenso wie klar kommuniziert werden. Wichtig bleiben dabei Faktoren wie die Impfquote und die technische und räumliche Ausstattung der Hochschulen, die durch Impfangebote an den Campus und weiteren Anschaffungen verbessert werden sollten.

Für eine Steigerung der Lehrqualität sollten besonders Lehrformen wie Seminare, Übungen, etc. priorisiert auch in Präsenz durchgeführt werden, während größere Vorlesungen weiterhin digital umgesetzt werden können. Dabei besteht jedoch die Sorge vieler Studierender, bei einem häufigen Wechsel zwischen digitalen und präsenten Formaten Veranstaltungen durch längere Wege zu verpassen. Eine Entlastung können hier Aufenthaltsmöglichkeiten bieten, die ebenso Arbeitsplätze und Gruppenarbeiten an den Hochschulen ermöglichen. 

Unabdingbar bleiben bei allen Öffnungen weiterhin Maßnahmen zum Hygieneschutz: Die 3G-Regelung (dass nur geimpfte, genesene und getestete Personen die Hochschulen betreten dürfen) soll die Grundlage für Präsenz im Wintersemester sein, jedoch ist nicht sicher, wie diese auch kontrolliert wird. Wir fordern hier flächendeckende Kontrollen in kleineren Lehrveranstaltungen, in denen mit dieser großen Sicherheit weitere Maßnahmen wie Abstände und das Tragen der Maske nicht komplett umgesetzt werden müssten. Bei allen weiteren Veranstaltungen müssen diese Vorkehrungen weiterhin der Standard bleiben und trotzdem mindestens stichprobenartige Kontrollen der 3G-Regelung erfolgen.

Doch auch bei der Einhaltung all dieser Maßnahmen, kann jenen Studierenden, für die Präsenzveranstaltungen ein zu hohes Risiko darstellen, keine 100 %ige Sicherheit gewährleistet werden. Eine Lösung könnte sein, dass neben digitalen auch präsente Formate aufgezeichnet oder bei mehrgleisigen Lehrveranstaltungen eine bedarfsgerechte Anzahl auch direkt digital angeboten werden. Da wir nicht die Möglichkeiten sehen, dies flächendeckend umzusetzen, bleiben Nachteile für die betroffenen Studierenden bestehen. 

Weitere Verzögerungen im Studien-ablauf sind hier unvermeidbar, die insbesondere finanziell belasten werden. Obwohl wir weiterhin für eine erneute Verlängerung der Regelstudienzeit durch das Ministerium kämpfen, wird es diese vermutlich im Wintersemester nicht mehr geben. Die Mindestforderungen, Nachteile individuell auszugleichen, scheint Konsens zu sein, wobei wir genau hinschauen müssen, inwiefern dieses Versprechen umgesetzt wird.
Insgesamt werden die Nachwirkungen der letzten drei Distanzsemester auch im kommenden Wintersemester noch anhalten. So werden viele geschobenen Prüfungsleistungen erst jetzt wieder mit dem entsprechenden Zugang zu den Ressourcen der Hochschulen nachgeholt werden können, welche zusätzlich zu den regulären Prüfungen die Last auf die Studierenden erhöhen. 

Freiversuche könnten diese Last etwas nehmen und die Studierenden dennoch dazu ermutigen, an Prüfungen teilzunehmen, die sie sonst geschoben hätten. Nicht alle, aber ein paar Hochschulen, wollen diese und weitere Sonderregelungen für ein Übergangssemester weiterhin umsetzen.
Ganz in einen Normalbetrieb an den Hochschulen werden wir wohl auch im Wintersemester noch nicht zurückkehren können. Doch mit einer weiter steigenden Impfquote, großer Vorsicht, solidarischen Regelungen und gut ausgearbeiteten Rückfallkonzepten, die nicht wieder sofort 100 % Onlinelehre bedeuten, blicken wir zuversichtlich auf eine Verbesserung der Studienqualität in diesem Semester.

Sabine Giese und Paul Senf, 
Sprecher*innen der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften