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Studium

TVStud erzielt erste Erfolge

13 Monate nach dem Start der bundesweiten Kampagne für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte an Hochschulen (TVStud) und knapp ein Jahr nachdem die Petition „Keine Ausnahme!“, unterstützt von GEW und ver.di, an den Start gingen, kann die Bewegung starke Erfolge verzeichnen: Innerhalb kürzester Zeit wurde eine bundesweite Bewegung aufgebaut, die es im vergangenen Herbst geschafft hat, die 30-jährige Blockadehaltung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) gegenüber den studentischen Beschäftigten zu durchbrechen.

Erste Stimmen werden laut

1981, vor mehr als 40 Jahren, wurde in Berlin der erste Tarifvertrag für studentische Beschäftigte (TVStud Berlin) erkämpft. Versuche der Gewerkschaften, einen solchen Tarifvertrag auch auf Bundesebene abzuschließen, scheiterten bislang. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und wurde jüngst durch eine Gesprächszusage über die Arbeitsbedingungen der „Hilfskräfte“ und Tutor*innen seitens der TdL neu befeuert. Dies wurde nur dank der breitflächigen Vernetzung und der Unterstützung durch die Gewerkschaften möglich. 

Qualifizierung im Prekariat 

Nach dem Tarifabschluss von TVStud III in Berlin 2018, gründeten sich auch bald in Hamburg, Bremen und Göttingen TVStud Initiativen, die eine Beendigung des Prekariats in der studentischen Beschäftigung und einen Tarifvertrag für die größte tariflose Beschäftigungsgruppe im Öffentlichen Dienst fordern. Geringe Entlohnung, Kettenbefristung oder nicht vorhandene Mitbestimmungsrechte werden oft damit erklärt, dass die Tätigkeit als „Hilfskraft“ der eigenen Qualifizierung zum Erstreben einer wissenschaftlichen Karriere dient. Dass die Beschäftigung deshalb oft zu einem Privileg wird, weil es sich einige Studierende schlicht nicht leisten können als „Hilfskraft“ oder Tutor*in zu arbeiten, wird dabei oft vergessen. 

Im Dezember 2020 riefen Hamburg, Bremen und Göttingen ihre Kolleg* innen in anderen Bundesländern und Städten schließlich dazu auf, sich dem Organizing anzuschließen und gründeten die bundesweite TVStud Vernetzung. Bis heute trifft sich die Bewegung alle zwei Wochen samstags, um sich über die Entwicklungen in den Initiativen und eine gemeinsame Strategie auszutauschen. Bemerkenswert ist dabei der Zuwachs, den die Kampagne innerhalb der knapp anderthalb Jahre verzeichnet hat: Mittlerweile sind wir Aktive aus circa 25 Initiativen und 50 Städten aus allen Bundesländern.
Diese breite Organisierung führte auch dazu, dass GEW und ver.di die Forderung nach Gesprächen über die Arbeitsbedingungen der studentischen Beschäftigten in ihren jeweiligen Forderungskatalog zur Tarifrunde der Beschäftigten der Länder (TV-L) 2021 aufnahmen und diese auch erfüllen konnten. Ein Meilenstein für den ewig währenden Kampf um bessere Arbeitsbedingungen in der Hochschullandschaft. 

Wir schaffen Fakten

Um die Bestandsaufnahme zu den Arbeitsbedingungen mit der TdL führen zu können, braucht es natürlich auch Daten. Ausgehend von kleinen Anfragen an die verschiedenen Landtage stellte sich heraus, dass es quasi keine belastbaren Zahlen zur studentischen Beschäftigung gibt. Das hängt ebenfalls mit genanntem Prekariat und fehlendem Interesse der Länder und zuständigen Minister* innen zusammen; beispielsweise laufen die studentischen Beschäftigten in den Haushalten der Hochschulen in aller Regel als ‚Sachmittel‘ und werden somit aus dem gleichen Topf finanziert wie ein Drucker oder Bücher. Aufgrund von Kettenbefristung und damit verbundenem Aufwand, machen sich die Hochschulen oft nicht einmal intern die Mühe, alle ihre studentischen Beschäftigten an ihren Arbeitsorten zu erfassen. 

Vermutlich auch, da sie dann realisieren würden, dass ein großer Teil dieser Beschäftigungsgruppe, die ja zur vermeintlichen Eigenqualifizierung in der Lehre oder Forschung tätig sein sollte, eigentlich Bücher in der Bibliothek sortiert, Verwaltungsaufgaben übernimmt oder IT-Beratungsangebote für Kommiliton*innen durchführt; Tätigkeiten die eigentlich nach dem Tarifvertrag der Länder vergütet werden müssten. 
Um diese und andere Vermutungen, wie Kettenbefristung oder Unwissen über Rechte, wie Urlaubsanspruch, zu bestätigen, hat die bundesweite TVStud Vernetzung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaft und Arbeit (IAW) an der Universität Bremen eine Umfrage erarbeitet, die dazu dienen soll, erstmalig belastbare Zahlen zur studentischen Beschäftigung zu sammeln und auf dieser Grundlage in die Gespräche mit der TdL zu gehen. Denn schließlich wissen nur wir studentischen und wissenschaftlichen „Hilfskräfte“ und Tutor*innen tatsächlich um die Missstände in unserem Tätigkeitsbereich und machen uns so zu Profis unserer eigenen Arbeitsrechte und sagen dem Prekariat den Kampf an!

Mila Kränkel
Beauftragte für studentische Beschäftigte beim StuRa Uni Leipzig
(in Kooperation mit der GEW Sachsen)

Info 

TVStud in Sachsen
Auch in Sachsen arbeiten wir als TVStud Initiativen mit der Umfrage: Wenn du dich beteiligen möchtest, schreib doch gerne einfach eine Mail an: sachsen(at)tvstud(dot)de
Unsere landesweiten Treffen im April werden vss. der 11. und 25.04.22 um 17 Uhr online, im Anschluss treffen sich dann die lokalen Gruppen in Break-Out-Rooms.
Für die Zugangsdaten oder weitere Informationen kannst du dich auch gerne an die oben genannte Mailadresse wenden. 
www.tvstud.de