Zum Inhalt springen

Wissenschaft

Sächsische Hochschulen in der Corona-Krise

Am 3. April war in einer Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) zu lesen: „Hier [in Sachsen] hat das Semester an vielen Hochschulen für angewandte Wissenschaften bereits begonnen. An Sachsens Universitäten beginnt das Semester wie ursprünglich geplant am Montag, den 06.04.2020 – natürlich im Wesentlichen mit digitalen Lehrinhalten. Die Präsenzlehre ist bis zum 4. Mai ausgesetzt." Was dies für die Studierenden bedeutet hat, wird an anderer Stelle in dieser Zeitung dargestellt. In diesem Beitrag soll es um die Auswirkungen auf Lehrende und Forschende gehen.

In einem offenen Brief von Mit-arbeiter*innen der TU Dresden an das Rektorat [1], der auch von der GEW-Hochschulgruppe Dresden unterstützt worden ist, wird auf Probleme verwiesen, die so oder so ähnlich die in der Lehre Beschäftigten an allen Hochschulen und Studienakademien hatten und haben:
Der Umbau der Lehrveranstaltungen „ist zeitaufwendig und erfordert von uns die Einarbeitung in neues technisches und didaktisches Wissen zusätzlich zu der Überführung von Inhalten in eine Online-Lösung. Dies ist ein anspruchsvolles Unterfangen und erfordert an vielen Stellen nicht nur eine Anpassung, sondern eine Neuentwicklung bereits geplanter Veranstaltungen.“ Dass „der Zugriff auf relevante und geeignete Lehrmaterialien ... stark eingeschränkt“ war, kam erschwerend hinzu. Die „Umstellung auf den Online-Lehrbetrieb“ wurde „zu einem bedeutenden Teil durch den befristet angestellten Mittelbau erbracht“ und das, obwohl die Befristung vieler Arbeitsverträge eigentlich mit der Weiterqualifikation begründet ist.

Auch die Forschung war und ist nämlich naturgemäß oftmals durch die Schließung von Hochschuleinrichtungen ebenfalls stark beeinträchtigt. Für die Beschäftigten in der Forschung bedeutete dies Bangen um den Abschluss ihrer (meist befristeten) Forschungsprojekte und damit eine Verstärkung der bekannten Konsequenzen der Befristungen. Analoges gilt z. B. für die Promotionsstipendiat*innen, da auch die Laufzeit der Stipendien begrenzt ist.

Hinzu kamen speziell für Beschäftigte mit Kindern dieselben Probleme wie bei zahlreichen anderen Eltern auch, also der deutlich erhöhte Betreuungsaufwand infolge der Schließung von Kindertageseinrichtungen und Schulen.

Das sind nur wenige Schlaglichter auf die Anforderungen an die Hochschulbeschäftigten in den letzten Wochen. Das Wissenschaftsministerium hat sich zu all dem nicht geäußert, auch ein Schreiben der GEW Sachsen an das SMWK von Anfang April, in dem Probleme benannt und Lösungsvorschläge unterbreitet wurden [2], blieb unbeantwortet. Überhaupt war aus dem SMWK nur wenig zu hören.

Von 18 Pressemitteilungen in der Zeit vom 16. März (an diesem Tag wurde die Schließung der Hochschulen bekanntgegeben) bis 8. Mai ging es in drei um die aktuelle Situation der sächsischen Hochschulen. Zu den genannen Problemen der Beschäftigten war genauso wenig etwas zu lesen wie zu all dem, was diese trotz allem geleistet haben. Fast alle Entscheidungen wurden den Hochschulen überlassen. Aus der Landtags­fraktion der CDU gab es im genannten Zeitraum übrigens gar keine Pressemitteilung zu Hochschulen und Berufsakademien.

Die GEW Sachsen hat in oben genanntem Brief eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, um entstandene Nachteile und zusätzlichen Arbeitsaufwand auszugleichen – für Lehrbeauftragte und Honorarlehrkräfte sowie Promotionstipendiat*innen, ebenso wie für das befristet beschäftigte Personal. Auch an die Landesrektorenkonferenz hat sich die GEW zwischenzeitlich diesbezüglich gewandt.

Wie hieß es in der eingangs zitierten Pressemitteilung? „beginnt das Semester wie ursprünglich geplant ... – natürlich im Wesentlichen mit digitalen Lehrinhalten“. Und wer hat dafür gesorgt, dass dies möglich war? Mir fällt da ein Gedicht aus meiner Schulzeit ein – „Fragen eines lesenden Arbeiters“ von Bertolt Brecht mit der Eingangsfrage „Wer baute das siebentorige Theben?“...

Torsten Steidten
Referent für Hochschule und Forschung

 

[1] https://www.change.org/p/rektorat-tu-dresden-verbesserung-der-arbeitsbedingungen-des-mittelbaus-an-der-tu-dresden-im-umgang-mit-corona

[2] https://www.gew-sachsen.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/loesungsvorschlaege-der-gew-zu-aktuellen-problemen

Kontakt
Torsten Steidten
Referent Hochschule und Forschung
Adresse Schützenplatz 14 (3. Etage)
01067 Dresden
Telefon:  0351 43859-20
Fax:  0351 43859-21
Mobil:  0177 3339475