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IDAHOT

E&W 05/2019 S.17

Am 17. Mai wird dem denkwürdigen Ereignis vor 29 Jahren gedacht. Die WHO beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel (über Krankheiten) zu streichen.

IDAHOT ist Abkürzung für International Day against homophobia and transphobia.

Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie - seit einiger Zeit steht auch Biphobie dabei. Das bedeutet: Ein Tag, der sich gegen Ängste gegenüber Menschen richtet, die glauben, dass homosexuelle, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen den Fortbestand der Menschheit bedrohen.

 

Am 17. Mai wird dem denkwürdigen Ereignis vor 29 Jahren gedacht. Die WHO beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel (über Krankheiten) zu streichen. Denn Homosexualität ist keine Krankheit (wie manche immer noch zu glauben scheinen), damit kann es auch keine „Heilung“ von ihr geben. Inzwischen geht es nicht ausschließlich nur um Homosexualität. Wir kennen ein weitaus facettenreiches Spektrum und kein Mensch will bzw. sollte sich allein auf sein sexuelles Begehren oder auf seine geschlechtliche Identität reduzieren lassen.

 

Neben (ausschließlich oder überwiegend) heterosexuellen Menschen gibt es bisexuelle und jene, die das gleiche biologische Geschlecht begehren. Selbst Asexualität ist dem Tabubereich öffentlichen Diskurses entrückt, weil Menschen sich dieser Mitmenschen annehmen und durch öffentlichen Diskurs Normalität entwickeln. Bewertungen darf es hier nicht geben. Das gilt auch für Trans*menschen, die sich eben nicht in dem Geschlecht wohlfühlen, was ihnen seit der Geburt zugeschrieben wird.

Vor allem Inter*menschen kämpfen gegen geschlechtsangleichende Operationen – meist unmittelbar nach der Geburt -, was sie als unberechtigten Eingriff ansehen.

 

Ja, wir reden von Menschen und ihren unveräußerlichen Menschenrechten. Ein internationaler Tag, der sich gegen jegliche Angst vor „Andersartigkeit“ wendet, lädt ein zum Miteinander. Denn nur so kann Vielfalt gestaltet werden. Darauf wollen wir unsere Aufmerksamkeit richten. Mehr noch: Wir sollten motivieren, mit unseren Schüler*innen, diesen Tag und diese Themen ins Bewusstsein unserer Mitmenschen zu rücken.

 

Warum ist solche Arbeit wichtig?

Diskriminierung und Übergriffe sind leider immer noch Lebensalltag - auch hier bei uns im Freistaat. Von den 317 rechtsmotivierten und rassistischen Angriffen in Sachsen im Jahr 2018 sind 11 auf Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität verübt worden. (Q: RAA Bericht 2018)

 

Auch wenn der Landesaktionsplan des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gleichstellung zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen neu aufgelegt wurde, gab es in jüngster Zeit Beispiele von Ignoranz, welche auch als ein Merkmal der Nichtwahrnehmung bzw. des Nichtwahrnehmen-Wollens gesehen werden können. Aufgeführt seien an dieser Stelle die Büttenrede von der CDU-Vorsitzenden AKK (“Männer, die nicht wissen, ob sie sich hinsetzen sollen oder stehen dürfen”) und die Rede vom frisch gewählten JU-Vorsitzenden Kuban, welcher sich darüber lustig macht, wenn manche Partei “für Schultoiletten für das 3. oder 312. Geschlecht” kämpft.

 

Wir können nur erkennen, was wir sehen.

 

Deshalb ist es wichtig, auch Tage wie den IDAHOT im schulischen und erzieherischen Kontext zu thematisieren und dies nicht erst in der achten Klasse. Aufklärung und Bildung sollen zur gesamtgesellschaftlichen Sensibilisierung dieser Thematik beitragen. Denn Schulhäuser und Schulhöfe sind bei weitem keine diskriminierungsfreien Räume.

 

Sichtbarmacher und Unterstützer solcher wichtigen Prozesse sind zum Beispiel Beratungsstellen, wie different people e.V. in Chemnitz, TIAM e.V. in Zwickau, Gerede e.V. in Dresden und RosaLinde e.V. in Leipzig. Die LAG Queeres Netzwerk, wo auch wir Teil sind, bündelt in Sachsen LSBTI* - Interessensvertretungen und versucht auf Unstimmigkeiten und Notwendigkeiten im politischen Handeln hinzuweisen. Unsere Arbeitsgruppe LSBTI* arbeitet seit 2013 in der GEW Sachsen und besteht aus Lehrenden und interessierten Mitstreiter*innen.

 

Junge Menschen müssen – vor allem in Schulaufklärungsprojekten – erfahren können, dass sie nicht alleine sind bei der Suche nach eigener Identität und/oder sexueller Orientierung. Denn LSBTTIQ* - Jugendliche sind einem mehrfachen Suizidrisiko ausgesetzt als heterosexuelle der gleichen Altersgruppe.

 

Links zu Materialien und Veranstaltern/Veranstaltungen finden sich auf unserer Website:

https://www.gew-sachsen.de/gruppen/lsbti/

E-Mail: regenbogen@gew-sachsen.de

 

Axel Stumpf

AG LSBTI*