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Berufsbildung

Der Lehrermangel an den sächsischen beruflichen und berufsbildenden Schulen spitzt sich bis 2030 dramatisch zu

Im letzten Monat veröffentlichte die GEW eine Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS) zur Entwicklung der Schüler*innenzahl und des Lehrkräftebedarfs, heruntergebrochen auf die jeweiligen Länderebenen. Die prognostizierten Zahlen weichen dabei z.T. deutlich von der Prognose der Kultusministerkonferenz ab. In der FIBS-Prognose werden ansteigende Geburtenraten und erhöhte Zuwanderung deutlicher berücksichtigt, als in den Berechnungen der KMK. Daraus ergeben sich ein weit höheres Anwachsen der Schüler*innenzahlen und ein stärker steigender Lehrer*innenbedarf an den berufsbildenden und beruflichen Schulen.

Für Sachsen ergeben sich in der Prognose bis 2030 folgende Entwicklungen:

Schüler*innen:

  • Die Schülerinnen*zahl an den berufsbildenden Schulen steigt bis 2030 um ca. 27%
  • Der Anteil der Schüler*innen im Teilzeitunterricht an berufsbildenden Schulen steigt von 54% auf voraussichtlich 59%
  • Die Schüler*innenzahl an Berufsschulen steigt um ca. 43%
  • An Vollzeitschulen ist mit einem Anstieg der Schüler*innenzahl um ca. 13%
  • Auch im Übergangssystem steigt die Schüler*innenzahl deutlich an

Lehrkräfte:

  • An berufsbildenden Schulen werden bis 2030 werden ca. 1500 Vollzeitlehrer*innen mehr benötigt
  • Der Lehrkräftebedarf an den Berufsschulen steigt um ca. 880 Vollzeitlehrer*innen
  • An Vollzeitschulen werden zusätzlich ca. 420 Vollzeitlehrer*innen bis 2030 benötigt
  • Im Übergangssystem beträgt der Mehrbedarf ca. 180 Vollzeitlehrer*innen

Die dargestellten Zahlen machen deutlich, dass in den nächsten Jahren ein erheblicher Mangel an Lehrer*innen droht, wenn seitens der Staatsregierung bzw. des Kultusministeriums nicht schnell reagiert wird!
Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass in den nächsten Jahren ein erheblicher Teil unserer Kolleg*innen in den altersbedingten Ruhestand geht. Zudem ist, angesichts der nicht spürbar geringer werdenden Arbeitsbelastungen, nicht mit einem Rückgang von Erkrankungen und Langzeiterkrankungen zu rechnen.
Der bereits heute spürbare Mangel an ausgebildeten Lehrkräften für berufsbildende und berufliche Schulen ist seit vielen Jahren der Staatsregierung und dem Kultusministerium bekannt. Trotzdem spielt der Lehrkräftemangel in der Berufsbildung in der öffentlichen Diskussion, gegenüber anderen Schularten, eine geringere Rolle.
Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte sind für die berufsbildenden und beruflichen Schulen bislang kaum spürbar. Im Gegenteil, das sogenannte „Zukunftsprojekt“ liegt auf Eis und eine spürbare Personalpolitik erfolgt nur als Sparpolitik über die Fachklassenliste und die eingrenzenden Regelungen des Sächsischen Schulgesetzes.
Wenn diese Strategie weiter fortgesetzt wird, führt dies kurzfristig zu einer weiteren Verunsicherung unserer Kollegien und Schulleitungen, mittel- und langfristig wird die Bildungs- und Schulqualität an den beruflichen und berufsbildenden Schulen in Sachsen erheblich gefährdet!

Der Landesarbeitskreis „Berufliche und Berufsbildende Schulen“ fordert:

  • dass Staatsregierung und Kultusministerium umgehend Ideen bzw. Pläne vorlegen, damit die Bildungsqualität im Bereich der beruflichen Bildung nachhaltig gesichert werden kann!
  • dass dazu die Gespräche über ein „Zukunftsprojekt berufliche Bildung“ mit allen beteiligten Akteuren wieder aufgenommen wird!
  • umfangreiche Maßnahmen, die dem drohenden Lehrkräftemangel an unseren Schulen entgegenwirken und die Tätigkeit als Berufsschullehrer*in attraktiver machen!
  • deutlich spürbare Sofortmaßnahmen seitens des Kultusministeriums, die zu einer tatsächlichen Entlastung unserer Kollegien führen! Entsprechende Festlegungen im Handlungsprogramm müssen konsequent umgesetzt werden