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Alle Lehrerstellen in Sachsen besetzt? Alles gut? Mitnichten!

In ihrer Ausgabe vom 14. September 2017 veröffentlichte die „Süddeutsche Zeitung“ das Ergebnis ihrer Befragung der Bundesländer zur aktuellen Besetzung von Lehrerstellen. Diese Daten haben auch andere Medien übernommen. Danach gehört der Freistaat Sachsen zu den wenigen Ländern, denen es - nach Angaben des Kultusministeriums - gelungen sei, alle Stellen zu besetzen. Die GEW Sachsen weist darauf hin, dass dabei Folgendes verschwiegen wird:

Zu Beginn des Schuljahres war der lediglich der sog. Grundbereich rechnerisch einigermaßen abgedeckt. Um diese Minimalversorgung auf dem Papier zu garantieren

  • wurden (prozentual) mehr Seiteneinsteiger*innen eingestellt als in allen anderen Bundesländern,
  • wurde in großem Umfang schulartfremd eingestellt,
  • kehrten Lehrkräfte in den Schuldienst zurück, die oft mehr als einem Jahrzehnt anderen Tätigkeiten nachgegangen sind, ohne dass ihnen Zeit für eine Einarbeitung eingeräumt wird u.a.m.-.

Die meisten der 720 Seiteneinsteiger*innen stehen zunächst gar nicht zur Verfügung, weil sie an einer Einstiegsfortbildung teilnehmen. Viele  bilden sich später tageweise berufsbegleitend fort und können deshalb nicht an allen Tagen anwesend sein. Ersatz erfolgt dafür nicht. Im Februar wird sich diese Situation wiederholen.

Grundsätzlich nicht einberechnet werden die zu erwartenden Ausfälle durch Krankheit,  die bei steigendem Durchschnittsalter größer werden. Die Quote lag im Kalenderjahr 2016 zwischen 5,5 Prozent an Gymnasien und 8,0 Prozent an Förderschulen und damit über alle Schularten hinweg bei 6,2 Prozent. Um die zu erwartenden steigenden Ausfälle durch Krankheit abzudecken, wären etwa 2.000 Lehrer*innen zusätzlich nötig.

Der sogenannte Ergänzungsbereich steht den Schulen nur teilweise zur Verfügung. Damit fallen Maßnahmen wie die Förderung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund, von abschlussgefährdeten Schüler*innen, von Schüler*innen mit Teilleistungsschwäche, genehmigte Einzelintegration, Arbeitsgemeinschaften u.a.m. ersatzlos weg.

Bereits im vergangenen Jahr waren über 1.000 Klassen größer als nach der Schulintegrationsverordnung vorgesehen. Damit fand die Integration von Kindern mit Förderbedarf ohne Gewährleistung der notwendigen Rahmenbedingungen statt. Angesichts der aktuellen personellen Ausstattung ist davon auszugehen, dass die Zahl der übervollen Klassen im Schuljahr 2017/18 erneut steigen wird.

Die GEW Sachsen versichert:

Wir werden diese Informationen weiterhin öffentlich machen.
Wir werden die Auswirkungen des Lehrermangels für die Lern- und Arbeitsbedingungen weiterhin thematisieren.
Wir werden weiterhin konsequent dafür eintreten,
dass sich die Situation an den Schulen verbessert und unsere Kolleginnen und Kollegen entlastet werden.