Referat Jugendhilfe & Sozialarbeit
Nachlese zur Buchmesse aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe
Am 21. März dieses Jahres fand im Rahmen der beginnenden Buchmesse in Leipzig der GEW-Bildungstag unter dem Motto „‘Künstliche Intelligenz‘ – Keine gute Bildung ohne Algorithmen?“ statt.
Als Referat Jugendhilfe/Sozialarbeit beteiligten wir uns mit einem Workshop an dieser, von verschiedenen Trägern als Fortbildung anerkannten, Veranstaltung. Unter dem Motto „‘Smarte Kita‘: Gute Bespiele aus der Praxis“ begrüßten wir die anwesenden pädagogischen Fach- und Leitungskräfte von freien und kommunalen Trägern. Ziel unseres Workshops war der Erfahrungs- und Informationsaustausch aller Anwesenden mit sich daraus entwickelnden digitalen pädagogischen Angeboten sowie politischen Forderungen für eine gelingende Digitalisierung in den Einrichtungen.
Den Anfang machte Oliver Gibtner-Weidlich vom Forum für Kultur und Bildung (f-kub.org) mit einer anschaulichen Präsentation von bereits stattfindenden Angeboten in Kitas und Horten. Er betonte dabei die Wichtigkeit der pädagogischen Aufbereitung digitaler Medien und des Medienkonsums. Sobald Kinder in Berührung mit digitalen Medien gelangen, sollten pädagogische Fachkräfte und Einrichtungen daran anknüpfen. Ziel sollte dabei eine reflektive und bewusste Nutzung der Geräte, mit dem Wissen über Funktionen, Bedienung und Auswirkungen, sein. Erwähnt wurden u.a. kindgerechte Angebote zu Geräuschgeschichten bzw. Hörspiele, Trickfilmerstellung sowie Roboter-Programmierung.
In der daran anknüpfenden Diskussion berichteten Kolleg*innen von verschiedenen (positiven wie negativen) Erfahrungen in ihren Einrichtungen. Prägende Punkte der Diskussion waren:
- Einsatz von Kinder-Kameras; Kinder lernen hier die eigenständige Nutzung der Geräte, unter Beachtung der Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte anderer Kinder.
- Kindersendungen; Kinder werden hier alters- und entwicklungsgerecht über aktuelle Ereignisse und Meldungen informiert. Pädagogische Fachkräfte können daran anknüpfen.
- Lernsax; die Einbindung von vielen Horten, angegliedert an ihre Grundschule, in Lernsax ist ein Fortschritt und gutes Hilfsmittel in der Kommunikation mit den Eltern.
- Erziehungspartnerschaft; es ist wichtig, mit den Familien im Gespräch zu sein, sich als pädagogische Fachkraft über die Interessen und Nutzung digitaler Medien durch die Kinder zu informieren und mit Eltern gegebenenfalls Rücksprache bei besorgniserregenden Entwicklungen zu halten.
- Weiterbildung; aktuell existieren zu wenige bzw. zu unbekannte Angebote der Fort- und Weiterbildung im medienpädagogischen Bereich.
- Verwaltung von digitalen Endgeräten; oft wird sie von den pädagogischen Fachkräften vor Ort übernommen, denen jedoch entscheidende Admin-Rechte (bspw. zur Installation von Apps) fehlen. Die Verfügbarkeit von IT-Fachkräften ist dabei noch zu gering.
- Datenschutz; in der gesamten Diskussion zeigte sich ein sehr bewusster und sensibilisierter Umgang mit dem Datenschutz bspw. bei Fotografien. Doch klar wurde auch, dass der Datenschutz oft als Argument gegen die Nutzung von digitalen Endgeräten vorgeschoben wird oder wirklichen Angeboten (z.B. Portfolios) tatsächlich im Weg steht.
- Private Endgeräte; deutlich wurde der Wunsch nach qualitativ hochwertigen digitalen Endgeräten vor Ort. Die aktuell mangelhafte Ausstattung der Kitas führt leider häufig zum Einsatz privater Endgeräte, die eine bessere Qualität und schnellere Verfügbarkeit ausmachen.
Weitere Punkte aus der Diskussion waren
- Mediennutzungsverträge zwischen Eltern und ihren Kindern bzw. die Einführung von Regeln im Umgang mit digitalen Medien für alle Familienmitglieder
- Medienschutzkonzepte in den Einrichtungen
- Erwachsenen- und Familienbildung, z.B. in thematischen Elternabenden
- Kooperationen mit anderen Einrichtungen
- KIM-/JIM-Studie des medienpädagogsichen Forschungsverbund Südwest (mpfs)
- Sächsisches Filmfestival für Kinder- und Jugendliche (filmab.sachsen.schule)
In dem Austausch zeigten sich durchaus unterschiedliche Positionen und Perspektiven, je nach Verantwortungsbereich der jeweiligen Teilnehmenden. Doch alle eint das Ziel eines aufgeklärten und bewussten Umganges mit den digitalen Medien. Denn diese sind längst zur Lebensrealität der Kinder und Familien geworden und fließen in unseren pädagogischen Alltag stets mit ein.
Als Referat Jugendhilfe/Sozialarbeit werden wir an die Erkenntnisse dieser Veranstaltung in unserer weiteren Arbeit anknüpfen und für beste Rahmenbedingungen für pädagogische Fach- und Führungskräfte in den Kitas und Horten einstehen. Bringen Sie/bringt Euch gerne aktiv mit ein! Jede Stimme ist willkommen.
Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Teilnehmenden und im Besonderen an Herrn Gibtner-Weidlich, der sich nach dem herausragenden Einstiegsvortrag noch als Elternteil mit in die Diskussion eingebracht und sie dadurch um eine wichtige Perspektive bereichert hat.
04229 Leipzig