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Internationale Arbeit

Israelreise der DGB-Jugend Sachsen

Vom 24. Oktober bis zum 2. November haben wir als DGB Jugend Sachsen unseren israelischen Partnerbezirk der Histadrut besucht.

Histadrut – schon mal gehört? Das ist der israelische Gewerkschaftsbund, vergleichbar mit dem DGB in Deutschland. Die Histadrut und den DGB verbindet eine lange Geschichte der Kooperation, die durch unsere Delegation weiter gestärkt wurde. Mit dabei waren die sächsischen Vertreter*innen der Jugendorganisationen der Mitgliedsgewerkschaften und so auch ich als Delegierte der Jungen GEW.

An unserem Ankunftstag haben wir neben Hotel-Check-In und Abendbrot nicht mehr viel erlebt. Dafür lernten wir gleich am zweiten Reisetag die Histadrut-Geschäftsstelle kennen und hatten spannende Workshops zur Organisationsstruktur der Histadrut und Organizing-Konzepten in Israel. In Israel funktioniert das doch ein wenig anders, als in Deutschland.

So hat der Gewerkschaftsdachverband dort mehr Befugnisse und Rechte und führt oft auch die Tarifverhandlungen. Zudem kann die Histadrut in Israel zum politischen Streik aufrufen – das vermissen wir in Deutschland noch! In der Vergangenheit hatte die Histadrut zahlreiche Unternehmen, Schulen, Krankenkassensysteme und war auch maßgeblich an der israelischen Staatsgründung beteiligt.

Genau wie der DGB hat aber auch die Histadrut Probleme, in Zeiten der Individualisierung und Vereinzelung die kollektive Idee von Solidarität in der Gesellschaft zu vertreten und kämpft gegen sinkende Mitgliederzahlen.

Einen bedeutenden Teil unserer Delegationsreise machte das Erinnern und Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus. So besuchten wir Yad Vashem – dort wird die Erinnerung an die Ermordeten bewahrt und ein Ort des Gedenkens geschaffen. Von den 6 Millionen gestorbenen Jüdinnen und Juden ist nur von 4 Millionen die Identität bekannt.

Die Gedenkstätte forscht hier, um weitere Identitäten herauszufinden. In der Halle der Namen ist die Biographie jedes bekannten Opfers dokumentiert, um das Andenken für immer zu erhalten. Besonders eindrucksvoll und wichtiger Bestandteil der Ausstellung waren die Geschichten des Widerstands gegen die Gräuel der Nazi-Herrschaft durch Juden und Jüdinnen.

So trafen wir in Tel Aviv die Tochter des Shoa-Überlebenden und KZ-Häftlings Joseph Bau, der während seiner Inhaftierung Papiere für andere Häftlinge fälschte, die ihnen die Flucht ermöglichten. Joseph Bau war Künstler und eröffnete 1950 in Tel Aviv sein eigenes Studio, das wir, nun als Museum, besuchten.

Für zwei Tage sind wir unseren Partnerbezirk in Israel besuchen gefahren, in dem sich auch Tiberias und die Golan-Höhen befinden. Wir haben einen Betriebsrat einer Winzerei getroffen und konnten sie über die jüngst geführten Tarifauseinandersetzungen befragen. Zudem haben wir uns mit israelischem Wein eingedeckt.

Hier haben wir auch die Bemühungen Israels mitbekommen, mit den Nachbarländern Frieden zu schließen. Wir haben den Raum besucht, in dem das Friedensabkommen zwischen Israel und Jordanien unterzeichnet wurde. An unserem letzten Tag in Tiberias hat uns Gary, unser toller Tourguide und Mitarbeiter der Histadrut, mit auf die Berge um den See Genezareth genommen, wo wir mit Kaffee den Sonnenaufgang genossen haben.

Auf alle Programmpunkte – so schön und wichtig sie gewesen sind – kann in diesem Beitrag leider nicht eingegangen werden. Jedoch möchte ich eine Erfahrung auf der Reise noch ausführen, die sich durch alle Programmpunkte der Reise gezogen hat. Obwohl Israel der einzige demokratische Staat im Nahen Osten ist, wird die Existenzberechtigung immer wieder von linken, rechten und islamistischen Gruppierungen in Frage gestellt. Die Erfahrungen der Reise – das Erleben vom Judentum in Israel sowie die Gedenkstätte in Yad Vashem – hat uns als Delegation noch einmal bestärkt, wie wichtig dieser Staat ist. „Nie wieder“ kann sich nur durch einen jüdischen Staat realisieren.

Ihr hört wieder von uns, wenn uns die israelische Delegation besuchen kommt!

Kontakt
Charlotte Blücher
Sprecherin AG Junge GEW