Eine Überarbeitung der Stundentafeln in Sachsen ist dringend notwendig. Zum einen, da Sachsen im Bundesvergleich über eine der höchsten Unterrichtsbelastungen für Schüler*innen und Lehrkräfte verfügt. Zum anderen erfordert ein steter gesellschaftlicher, politischer und technologischer Wandel die kritische Prüfung notwendiger Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten.
In diesem Sinne begrüßen wir die Ausweitung der politischen Bildung mit der Einführung des Faches Gemeinschaftskunde ab Klassenstufe 7 und die Verstetigung des Informatikunterrichts an den Gymnasien ab dem kommenden Schuljahr.
Mit Unverständnis betrachten wir allerdings die Vorgehensweise des Kultusministeriums bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Überarbeitung. Für uns wäre es zwingend notwendig gewesen, zunächst alle Lehrpläne auf den Prüfstand zu stellen und erst dann in den Fächern die Stundentafeln zu kürzen, wo es nötig erscheint. Die aktuelle Vorgehensweise setzt jetzt die Lehrplankommissionen in einzelnen Fächern unter Druck, Inhalte zu streichen.
Zudem sind die Auswirkungen der angekündigten „Öffnungsklausel“ auf die Durchlässigkeit im Schulsystem bzw. die Vergleichbarkeit von Abschlüssen kritisch zu betrachten.
Fragwürdig ist auch die fehlende Transparenz des Prozesses. So sind seit der Ankündigung innerhalb des Handlungsprogrammes im März 2018 lediglich Schulleiter*innen an den Beratungen im Kultusministerium beteiligt gewesen. Alle anderen Beteiligten an den Bildungsprozessen in Sachsens Schulen, insbesondere der Landesbildungsrat, werden im Nachgang vor vollendete Tatsachen gestellt.
So entsteht der Eindruck, dass es bei der angekündigten Überarbeitung hauptsächlich um die Gewinnung von Lehrerarbeitsvermögen in erheblichem Umfang geht und nicht um eine inhaltliche und pädagogisch-didaktische Debatte.
Carsten Müller
Leiter des Referates Schulische Bildung