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Lehrer*innenbildung

Offensive Reformen statt Notlösungen in der Lehrer*innenbildung benötigt

Rückblick auf den Fachtag „Für eine zukunftsfähige Lehrer*innenbildung über den Tellerrand geschaut“ vom 25. Januar 2020 an der Universität Leipzig

Gemeinsam mit der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig veranstaltete die GEW Sachsen einen weiteren Fachtag zur Lehrer*innenbildung und lud dazu Studierende und Lehrende an den Schulen und sächsischen Hochschulen, Expert*innen sowie Landtagsabgeordnete ein.  Damit wurde an die „Zukunftswerkstatt Lehrer*innenbildung in Sachsen“ an der TU Dresden im Mai 2018 angeknüpft. Es zeugte von hoher Motivation, dass reichlich 60 Teilnehmende dieser Samstagseinladung gefolgt waren.

Besonderer Gast war Prof. em. Ewald Terhart, Erziehungswissenschaftler an der Universität Münster, der in seinem Vortrag „Die Lehrerbildung und ihre Reform: Stand, Probleme und Perspektiven“ darauf verwies, dass die Lehrerbildung eine Dauerbaustelle der Bildungsreform sei. Dies hänge auch damit zusammen, dass sich die Anforderungen an den Lehrerberuf schneller ändern würden als die vergleichsweise trägen Strukturen der Lehrerbildung. Er führte aus, dass gerade in Zeiten des Lehrermangels die Chance für offensive Reformen genutzt werden müsse, anstatt Notlösungen auf Dauer zu stellen.

Prof. Terhart zog ein positives Resümee des Fachtags:

"Ich bin bei meinem Vortrag auf ein sehr interessiertes, informiertes und diskussionsfreudiges Publikum gestoßen. Die Debatte um Lehrerbildung ist immer im Fluss, kennt keinen Stillstand. Eine verantwortliche Gestaltung der Lehrerbildung sollte sich an den beiden Prinzipien der Integration und der Flexibilität orientieren - ohne dabei die bekannten Standards zu unterlaufen. Eine gesetzliche Regelung der Lehrerbildung, und damit meine ich Erstausbildung und Fortbildung, hat Vorteile. Sie sollte jedoch nicht zu kleinteilig geraten, um eine Flexibilität auch in Zukunft zu ermöglichen."

Sowohl in den kleinen als auch großen Diskussionsrunden gab es einen konstruktiven Austausch und den Wunsch nach einem weiteren Vernetzen aller Beteiligten in Studium, Vorbereitungsdienst und Schulpraxis.

Es wurden Überlegungen geäußert wie:

  • Zukünftige Lehramtsstudierende sollten nicht direkt von der Schulbank in den Hörsaal wechseln, sondern dazwischen ein Jahr Lebens-Praxis schnuppern, sei es als FSJ, FPJ oder ein berufliches Praktikum/Minijob.
  • Es müsse genauer definiert werden, was in welche Phase gehöre und wie beispielsweise die erste Phase (Erstausbildung) und dritte Phase (Fort- und Weiterbildung) voneinander profitieren können.
  • Themen wie Demokratiebildung, Medienkompetenz, Inklusion etc. müssten nicht nur verpflichtend in den Curricula der Fachwissenschaften, Bildungswissenschaften und Fachdidaktik verankert sein, sondern erforderten auch eine entsprechende Qualifizierung der Lehrenden an den Universitäten, Lehrerseminaren und in den Schulen.

Die AG Lehrer*innenbildung der GEW-Sachsen wird die Ergebnisse dieses Fachtages weiter aufbereiten und Empfehlungen für eine zukunftsfähige Lehrer*innenbildung in Sachsen ableiten.

Zugleich laden wir am Thema interessierte GEW-Kolleg*innen herzlich zur Mitarbeit ein. Ansprechpartnerin ist Tina Bauer, Leiterin des Referats Aus-, Fort- und Weiterbildung in der GEW Sachsen: tina.bauer(at)gew-sachsen(dot)de oder 0174 18 94 200.