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Jugendhilfe / Sozialarbeit

„Den dritten Schritt nicht vor dem ersten und zweiten“

Frau Felthaus, Beigeordnete Dezernat VII, Jugend, Schule, Demokratie, Leipzig, im Gespräch mit der Arbeitsgruppe Jugendhilfe / Soziale Arbeit Leipzig

Sie hatte 2022 mit Ihrem Redebeitrag zum Bundesgewerkschaftstag der GEW in Leipzig schon einen Eindruck hinterlassen, die Frau Felthaus, als sie dort unter anderem die Digitalisierung in der frühkindlichen und schulischen Bildungslandschaft kritisch betrachtete und der festen Überzeugung war, es bringe nichts, digitale Endgeräte anzuschaffen, wenn es a) nicht die passende technische Infrastruktur gäbe (Stichwort: schnelles Internet) und b) potenzielle Anwender*innen nicht vollumfänglich wüssten, damit umzugehen. Viele weitere Themen, die sie zum Bundesgewerkschaftstag anschnitt, decken sich mit denen unserer Gewerkschaft. 

Energisch und praxisnah trug sie vor. Kritisch und auch selbstkritisch. Sich ihrer politischen Verantwortung bewusst.
Spätestens da war klar: Frau Felthaus muss an unseren Tisch – wir müssen (und wollen) reden! Es hat einen Moment gedauert, eine Terminlücke im Kalender dieser vielbeschäftigten und in zahlreichen Ämtern gebundenen Frau zu finden, x E-Mails und mindestens ebensoviele Telefonate waren nötig, zwischendurch auch noch Ferien-, Urlaubs- und Weihnachtszeit abzuwarten – doch: Beharrlichkeit zahlt sich am Ende aus:
Am Nachmittag des 25. Januars 2023 kam Frau Felthaus in die Landesgeschäftsstelle der GEW geradelt und nahm an unserem Beratungstisch Platz. Unter dem Stichwort „DezernentinDialog“ saßen dort neben den Mitgliedern der AG auch Astrid Axmann, stellvertretende Landesvorsitzende für den Bereich Jugendhilfe / Soziale Arbeit, Ines Hartmann, Vorsitzende des Kreisverbandes Leipzig Stadt und die Gewerkschaftssekretärin des Bezirkes Leipzig, Susanne Richter.

Drei konkrete Themenschwerpunkte hatten wir – verpackt als Fragestellungen – für den Dialog aufgemacht: die Attraktivität des Berufsbildes „pädagogische Fachkraft“, die derzeit prekäre Personalausstattung in den Einrichtungen und die Digitalisierung im Bereich Kindertagesstätten. Es hätte noch viel mehr gegeben, was es sich anzusprechen gelohnt hätte, doch es war ein Zeitfenster von einer kurzen Stunde vorgesehen. Logisch zwingend ergab sich daraus, dass wir thematisch zunächst nur an der Oberfläche kratzen und uns gegenseitig ein wenig „beschnuppern konnten. Wie tickt die andere Seite?

Eis, dass gebrochen werden musste, gab es nicht. Das machte den Dialog nahbar und wir kamen vom Hundertsten ins Tausendste (wie sich das in einem guten Gespräch eben so ergibt). Alles Themen, die es gemeinsam zu „beackern“ gilt. So wurden u. a. Personalgewinnungsstrategien, Sozialindex, multiprofessionelle Teams und Ganztag, Kita- und Schulbaustrategie, die zu kleinen Schritte der Politik im Allgemeinen, Auswirkungen des Homeschoolings und die Kita-Sozialarbeit einmal kurz gestreift. Ein Wermutstropfen blieb für uns: Auf konkrete Fragen unsererseits gab es am 25. 01. zwar viel Text, doch trotzdem (noch?) keine konkrete Antworten. Es gibt viele „Baustellen“, Prioritäten der Beschäftigten im (sozial-)pädagogischen Bereich sind nicht zwingend die Prioritäten der stadtpolitischen Entscheider, so dass es weiterhin Geduld und ein gerüttelt Maß an gewerkschaftlicher Vehemenz bedarf, eh es beispielsweise spürbare Entspannung in der personellen Ausstattung von Kindertageseinrichtungen gibt.

Insgesamt zeigte sich deutlich, dass beide Seiten großen Redebedarf haben. Daher halten wir an einer Fortsetzung dieses Formates – vielleicht ein wenig abgewandelt, ein wenig öffentlicher – fest.

Ein Ziel, dessen Umsetzung die GEW bereits seit langem aktiv verfolgt und das sich im Sächsischen Koalitionsvertrag wiederfindet, nämlich die Anrechnung von Urlaub, Krankheit und Weiterbildungsstunden auf den Personalschlüssel, bekräftigte Frau Felthaus zur Verabschiedung noch einmal: Man möge sich dafür stark machen, dass das, was vertraglich festgeschrieben ist, auch endlich wahrgemacht würde. 

Sehr geehrte Frau Felthaus, Sie können sich dessen sicher sein, dass die GEW hier nicht nachlässt. Von Ihnen wünschen wir uns diesbezüglich dieselbe Hartnäckigkeit im Dialog mit den eigenen Parteikolleg*innen!


Sandra Kulemann
für die AG JuHiSo im KV Leipzig Stadt

Kontakt
Sandra Kulemann
Stellv. Vorsitzende, Bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit
Adresse (Personalrätin Stadtverwaltung Leipzig)