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Geflüchtete Lehrkräfte

Beratung top – Anerkennung flop

Vertreter*innen des GEW-Netzwerkswerkes „Geflüchtete und migrierte Lehrkräfte in Sachsen“ nahmen an Workshop des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teil.

Für den 17. Januar 2020 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auch das Netzwerk geflüchteter Lehrkräfte der GEW Sachsen zu dem Workshop „Neue Zugänge in der Anerkennungsberatung“ ins Bundesministerium für Bildung und Forschung eingeladen.
Dieser Einladung folgten wir, Brhan Al-Zoabi, Lisa Gulich und Juri Haas, und brachten unsere Erfahrungen zur Anerkennung ausländischer Lehramtsabschlüsse in Sachsen als einen Aspekt im Bereich der Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein.

Der Nationale Aktionsplan Integration
Der Workshop war Teil des Nationalen Aktionsplans Integration. Dieser ist eine 2012 auf dem 5. Integrationsgipfel beschlossene Fortführung des Nationalen Integrationsplanes. Hierbei bringt der Bund bewusst Akteur*innen der Länder, Kommunen und Zivilgesellschaft, beispielsweise aus Gewerkschaften und Migrant*innen-Organisationen zusammen.

Eine dieser breitangelegten Austauschmöglichkeiten zwischen Staat und Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Praxis fand mit dem oben genannten Workshop statt. Hier wurden Erfahrungen ausgetauscht und neue Lösungsansätze zur Arbeits­marktintegration von Migrant*innen erarbeitet.

Steigende Anzahl von Anerkennung ausländischer Abschlüsse
In ihrer Begrüßung wies Dr. Catrin Hannken, Leiterin der Unterabteilung „Berufliche Bildung“ des BMBF, auf 280.000 Anerkennungen ausländischer Abschlüsse seit 2012 hin.
Diese Zahl führte sie auf eine größere Durchlässigkeit des Anerkennungsgesetzes zurück. Kritisch hinterfragt wurde diese Zahl von Christian Roth (Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg).
Er wies darauf hin, dass mit Einführung des Nationalen Aktionsplans Integration vor acht Jahren 300.000 Anerkennungen anvisiert worden waren.

Zugang zur Anerkennungsberatung verbessern
Bei Diskussionen in Kleingruppen an verschiedenen Thementischen wurde die Erleichterung des Zugangs zu Beratungsmöglichkeiten für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse als Ziel formuliert. An vier Thementischen wurde über die Besonderheit mehrsprachiger Beratungsangebote u. a. als Möglichkeit für eine geschützte und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre diskutiert, die Nutzung sozialer Medien als zentrales Informationsmedium hervorgehoben, in denen ein interaktiver Austausch gelingen kann sowie die Bedeutung von Migrant*innen-Organisationen, welche mit ehrenamtlichen Anerkennungsbegleiter*innen Menschen mit ausländischen Abschlüssen unterstützen.
 
Wissen um und Nutzung der Anerkennungsberatung als bundesdeutsche Herausforderung –
und wie ist das in Sachsen?

Als eine besondere Herausforderung auf bundesdeutscher Ebene wurde von verschiedenen Akteur*innen das Wissen um Beratungsangebote und die Nutzung dieser durch Menschen mit ausländischen Abschlüssen benannt.
Davon unterscheidet sich der aktuelle Zustand in Sachsen: So wurden in der Vergangenheit Beratungsangebote zur Anerkennung pädagogischer Abschlüsse aus dem Ausland stark besucht.

Dazu beizutragen scheinen:

  • die sehr ausführliche Beratung der Informations- und Beratungsstellen Arbeitsmarkt Sachsen (IBAS) im IQ Netzwerk Sachsen,
  • die Brücken- und Orientierungskurse am ehs Zentrum der Evangelischen Hochschule Dresden im Rahmen des IQ Netzwerkes Sachsen und
  • die enge Kooperation zwischen diesen beiden Akteur*innen und der GEW Sachsen.

So fanden in den vergangenen Jahren bspw. in Kooperation dieser drei Akteur*innen Informationsveranstaltungen speziell für Pädagog*innen statt, die mit einem ausländischen Abschluss als Lehrer*in in Sachsen arbeiten wollen. Diese waren stets gut besucht und wichtige Informationsstelle für Pädagog*innen mit ausländischen Abschlüssen.
Über die Informationsveranstaltung „Berufsziel Lehrer/Lehrerin – Angebote zur Beratung, Unterstützung und Qualifizierung“, die am 18.02.2020 an der Evangelischen Hochschule Dresden stattfand, werden wir an dieser Stelle informieren.

Sächsische Schwierigkeit
In Sachsen scheinen Pädagog*innen mit ausländischen Abschlüssen um die Möglichkeit der Anerkennungsberatung zu wissen und nehmen diese in Anspruch. Allerdings warten viele Pädagog*innen, nachdem sie ihren Anerkennungsantrag gestellt haben, drei Monate oder länger, bis sie eine Eingangsbestätigung erhalten oder Dokumente nachgefordert werden. Der Bescheid zur Entscheidung wird erst nach fünf bis 17 Monaten ausgestellt. Auf diese schwierige Situation wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach hingewiesen, zuletzt durch Juri Haas in der E&W 02/2020, S. 3 - 4. So ist es nicht die Anerkennungsberatung, die es fortan zu verbessern gilt, sondern wäre eine Erhöhung der Personalressourcen in der Anerkennungsstelle des Landesamtes für Schule und Bildung (LASUB) ein erster Schritt, die berufliche Anerkennung von Pädagog*innen mit ausländischen Abschlüssen zu beschleunigen.

Kontakt
Lisa Gulich
Referat Antidiskriminierung, Migration und Internationales